SoZ Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Juli 2002, Seite 1

Europa im Streik

In Deutschland geht in diesem Jahr kaum eine Tarifrunde ohne Arbeitskampf über die Bühne. Die Zeiten, wo die Gewerkschaftsführungen sich darauf verließen, es werde reichen, mit den Muskeln zu spielen, neigen sich dem Ende zu. Die Bauarbeiter setzen ein deutlich anderes Signal: Hier geht es um Mindestlohn und Lohndumping — um Dämme gegen Armut trotz Arbeit und auch um die Existenzberechtigung von Gewerkschaften in Niedriglohnbereichen.
Die Studierenden, von denen ein Drittel arbeiten muss, um überhaupt studieren zu können, müssen befürchten, auch nach dem Studium ohne Job und gesicherte Existenz dazustehen. Sie besuchen die besetzten Baustellen, um sich mit den Kumpels auszutauschen. Die Arbeitslosen schicken Solidaritätsfaxe an die streikenden Arbeiter mit dem Appell: "6,5% ist das Mindeste!"
In anderen europäischen Ländern gibt es gigantische Generalstreiks wie am 20.April in Italien, am 20.Juni in Sevilla oder den Generalstreik in Griechenland gegen die Rentendeform: Überall ist der Gegner ist derselbe: das Europa der Konzerne.
Was läge näher, als auch den Kampf europaweit zu führen? Der Gedanke wurde zuerst von den Arbeitslosen, später von der globalisierungskritischen Bewegung aufgeworfen. Sie dominierte die Demos zu den EU-Gipfeln. Das hat sich geändert: Die Streiks haben die Bedeutung der Demonstrationen zum FAO-Gipfel in Rom oder zum EU-Gipfel in Sevilla übertroffen. "Wenn der Gipfel mit Beschlüssen endet, die die Rechte und Sicherheiten der abhängig Beschäftigten in Europa in Frage stellen, wird eine Antwort aller europäischer Gewerkschaften nötig. Dann wird es nötig, dass der Europäische Gewerkschaftsbund einen Kampftag ausruft, der alle einbezieht", verkündete CGIL-Chef Cofferati in Sevilla. EGB-Generalsekretär Emilio Gabaglio stand daneben und nickte. Der europäische Kampftag soll im Oktober sein.


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