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Seit Beginn der "Al-Aqsa-Intifada" im Herbst 2000 nimmt in Israel die Zahl derjenigen zu, die aus
Gewissensgründen den Dienst in der israelischen Armee ablehnen. Seien es Oberschüler, die sich der Einberufung widersetzen, oder seien es
Militärangehörige, die sich weigern, in den besetzten Gebieten Dienst zu tun. Bis Mai 2002 haben z.B. 435 Reserveoffiziere zum Dienst in den
besetzten Gebieten Nein gesagt. Über 100 der bisher über 1100 Verweigerer mussten dafür schon ins Gefängnis, allein im April 2002
saßen 40 hinter Gittern. (Israel kennt kein Recht auf Wehrdienstverweigerung für Männer; schwer zu erlangende Ausnahmen gibt es nur
für Frauen.)
Stellvertretend für das breite Spektrum der Verweigerungsbewegung zitieren wir aus
einer Erklärung von Reservisten:
"Wir, kampferfahrene Offiziere und Soldaten, die wir dem Staat Israel jedes Jahr viele
Wochen gedient haben, trotz der Opfer, die dies für unser Privatleben bedeutete, versahen überall in den besetzten Gebieten unseren Reserve-Dienst.
Wir mussten Aufträge ausführen und Befehlen folgen, die nichts mit der
Sicherheit unseres Staates zu tun hatten und die nur einen Zweck hatten: unsere Kontrolle über die palästinensische Bevölkerung auf Dauer zu
sichern.
Wir, deren Augen den Blutzoll gesehen haben, den diese Besetzung von beiden Seiten fordert;
wir, die wir spüren, dass unsere Kommandoaktionen in den besetzten Gebieten alle
Werte zerstören, mit denen wir in diesem Lande aufgewachsen sind;
wir, die wir jetzt begreifen, dass der Preis der Besetzung der Verlust der Menschlichkeit der
israelischen Verteidigungsstreitkräfte und die Korrumpierung der gesamten israelischen Gesellschaft ist;
wir, die wir begreifen, dass die besetzten Gebiete nicht Israel sind und dass alle Siedlungen
letztlich geräumt werden müssen;
wir erklären hiermit, dass wir nicht länger diesen Krieg um Siedlungen
fortführen dürfen.
Wir dürfen den Kampf jenseits der Grenzen von 1967 nicht fortsetzen, um dort ein
ganzes Volk zu beherrschen, zu vertreiben, auszuhungern und zu demütigen." (25.1.2002.)
Zur Unterstützung der Verweigerer, vor allem derer, die im Gefängnis sitzen, hat sich in Israel eine Unterstützungsgruppe gebildet:
Forum in Support of Conscientious Objectors (Forum zur Unterstützung der Verweigerer aus Gewissensgründen). Diese Gruppe versucht auch, die
Bewegung zu verbreitern, indem sie z.B. massenhaft Broschüren an israelische Jugendliche verteilt mit dem Titel: Just say no! (Sag einfach
nein!)
Das Forum bittet dringend um Unterstützung, in dem wir die Fakten überall
bekannt machen, aber vor allem auch um Geldspenden für seine Arbeit (Anwaltskosten, Verbreitung von Broschüren usw.). Deshalb rufen wir dazu
auf, das Forum finanziell zu unterstützen.
Überweist euren Solidarbeitrag direkt auf das Konto:
Challenge, Sparkasse Bonn (BLZ 38050000) 123097248, Stichwort:
"Verweigerer".
Bisherige Unterzeichner: Rolf Becker, Hamburg, Ver.di FB 8; Lothar Degen, Hamburg, Ver.di FB 8; Manfred Klingele, Hamburg, GEW; Brigitte Domes,
Hamburg, GEW.