SoZ Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, August 2002, Seite 22

8 Frauen

8 Frauen (8 femmes), Frankreich 2002, Regie: Francois Ozon; mit Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Emmanuelle Béart, Fanny Ardant, Virginie Ledoyen, Danielle Darrieux, Ludivine Sagnier, Firmine Richard, Start: 11. Juli 2002

Man nehme acht der berühmtesten französischen Schauspielerinnen der letzten 50 Jahre, verfrachte diese in ein eingeschneites, von der Außenwelt abgeschottetes Landhaus der 50er Jahre und lasse dort einen Mord geschehen, den nur eine der acht begangen haben kann. Fertig ist das Rezept für einen originellen und kurzweiligen Film.
Der einzige Mann, der in diesem Film auftritt, liegt zu Beginn mit einem Messer im Rücken im Bett. In Rückblenden sieht man ihn immer nur von hinten, er sagt im ganzen Film kein einziges Wort. Die acht Frauen: seine Ehefrau, seine Schwiegermutter, seine Schwester, seine Schwägerin, seine beiden Töchter, die Haushälterin und das Dienstmädchen. Sie alle stehen zu dem verstorbenen Hausherrn in einer nicht immer ganz klaren Beziehung. Alle haben ein Motiv, ihn zu ermorden. Alle verdächtigen sich gegenseitig.
Der Film ist im Stil eines Theaterstücks gemacht. Er spielt überwiegend in einem Raum. Die Darstellerinnen treten auf und ab wie auf einer Bühne. Er enthält auch Elemente eines Musicals: Jede Darstellerin singt je ein Lied. Die Farben sind die Technicolorfarben der 50er mit vielen Pastelltönen. Das alles könnte sehr kitschig sein, aber da der Film sich selbst nicht so ganz ernst nimmt, viel zitiert und viel parodiert, ist er absolut vergnüglich. Über weite Strecken ist er im Stil von Agatha-Christie-Krimis gemacht: Alle müssen in einem Raum bleiben, während die jeweilige Hobbydetektivin den Fall zu lösen versucht. Gleichzeitig ist er eine Parodie auf Agatha Christie: Die "Detektivin" verlässt kurz den Raum, das benutzen die sieben anderen, um sich hinter den Möbeln und in den Nebenzimmern zu verstecken.
Bei einer so hochkarätigen Besetzung ist es schwierig, jemanden hervorzuheben. Der Autor dieser Zeilen war aber von Isabelle Huppert als zickige alte Jungfer mit Mut zur Hässlichkeit besonders beeindruckt und amüsiert. Aber die sieben anderen sind natürlich auch hervorragend. Die lange Zeit in Frankreich tätige Romy Schneider hat ebenfalls noch einen kurzen posthumen Gastauftritt.
Alles in allem eine gelungene Komödie mit makabren Elementen, mit der Francois Ozon wieder einmal seine Fähigkeit, überraschende Filme zu machen, unter Beweis gestellt hat.

Andreas Bodden

Siehe auch: http://www.8-Frauen.de



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