SoZ Sozialistische Zeitung

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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, September 2002, Seite c

Kleine Presseschau

Mein Kommentar "Die Antisemitismusfalle. Karsli, Möllemann und der Zustand der Republik" (SoZ 6/02) hat nicht nur innerhalb der SoZ kontroverse Reaktionen ausgelöst, sondern auch außerhalb.
Die Arbeiterstimme (Nr.136, Sommer) reagierte zustimmend und druckte den Kommentar nach. Der SoZ-Leserbriefschreiber Sascha Möbius (SoZ 7/02) legte in Avanti (Juli/August) nach und kritisierte — neben meiner unglücklichen Verwendung des Begriffes "Pogromstimmung" im Zusammenhang mit Möllemann — meine vermeintliche Präsentation Möllemanns "als Superman des Internationalismus und einsamen Rächer des palästinensischen Volkes".
Die "Antideutschen" ließen sich dagegen auf keine Diskussion ein. Für Anton Landgraf (Jungle World Nr.27/02; ähnlich auch in Nr.32/02) ist die SoZ — zusammen mit der jungen Welt — Teil der traditionellen Linken, die "dem jüdischen Staat eine monströse Täterrolle" zuschreibt, um ihr "Weltbild aufrechtzuerhalten, in dem die USA als Zentrum der kapitalistischen und imperialistischen Welt gesehen wird, und Israel gewissermaßen als ihr verlängerter militärischer Arm. Diese Interpretation, die sich seit dem 11.September noch verstärkt hat, abstrahiert davon, dass die Entstehung Israels nur aus der verhinderten jüdischen Assimilation in Europa und der Shoah zu erklären ist."
Der Bahamas-Kämpfer Horst Pankow geht in Konkret Nr.7/02 noch weiter und sieht in mir einen "pathisch projizierenden Laptop-Pogromisten", der behaupte, "dass die Juden die eigentlichen Antisemiten sind".
In der iz3w (Nr.262, Juli/August) schließlich findet sich ein weiteres interessantes Beispiel linker Amalgamierung. In ihrer Zeitschriftenschau schreiben sie:
"Auch die SoZ aus Köln widmet sich in ihrer Juni-Ausgabe dem Thema Antisemitismus und Nahostkonflikt. Wie schon seit geraumer Zeit tendiert die trotzkistische Zeitung dabei zu einer einseitigen Kritik an Israel und den USA. Der verantwortliche Redakteur Christoph Jünke scheut sich nicht, Jürgen Möllemanns Aussagen über Israel beizupflichten und ihn sowie Jamal Karsli gegen die angebliche ‚Hetzjagd‘ in Schutz zu nehmen. Und auch der Bundestagsabgeordnete Winfried Wolf meint, Ulrike Meinhof als Kronzeugin gegen ,Selbstaufgabe‘ der Linken beim Thema heranziehen zu müssen. Da überrascht es dann nicht mehr, wenn mittels einer Karikatur, die eine mit dem Davidstern verschmelzende US-Flagge zeigt, das alte antisemitische Klischee von der mächtigen jüdischen Lobby in den USA bemüht wird."
Dass Argumente auch für die iz3w-Redaktion nicht viel gelten, machte sie deutlich, als sie meinen Leserbrief zwar veröffentlichte (Nr.263, September), aber auf interessante Weise gekürzt (die gekürzten Passagen sind im Folgenden kursiv gesetzt):
"Zur Verwunderung Anlass geben auch Eure inhaltlichen Aussagen zur SoZ. Ihr sprecht von einer ‚trotzkistischen Zeitung‘. Wenn in der SoZ auch viele mitarbeiten, die sich als Trotzkisten verstehen, und wenn wir diesen Vorwurf aus bestimmten linken Mündern/Federn durchaus als eine Ehrbezeichnung verstehen, so bleibt sachlich festzuhalten, dass wir im politischen Strömungssinne kein ‚trotzkistisches‘, sondern ein plurales Blatt der antagonistischen Linken sind. Im Zusammenhang der von Euch angeführten Beispiele ist dies offensichtlich. Der von Euch inkriminierte Kommentar aus meiner Feder wurde bspw. von der in der KPO-Tradition stehenden Arbeiterstimme nachgedruckt. Wäre er ‚trotzkistisch‘, wäre dies wohl nicht passiert. Und der von Euch ebenfalls angeführte Winfried Wolf ist vor vielen Jahren aus der IV.Internationale ausgetreten und hat seitdem mehrfach erklärt, er sei kein Trotzkist mehr.
Dass Ihr uns schlussendlich eine Tendenz ‚zu einer einseitigen Kritik an Israel und den USA‘ vorwerft und den Nachdruck einer Freitag-Karikatur als Bedienung antisemitischer Klischees bezeichnet, wäre grotesk zu nennen, wenn es nicht zweifelhafte Methode hätte.
Mit besten Grüßen Christoph Jünke."
CJ


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