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"Dont mess up, mess around" mit dieser Aufforderung verabschiedet sich der US-Amerikaner Max Ruse alle 14 Tage von den
Hörern seiner gleichnamigen Blues- und Bluesverwandtes-Sendung ("Messaround") auf "Radio Bonn-Rhein-Sieg". Die Sendung
läuft seit nunmehr fünf Jahren, zunächst nur einmal im Monat und inzwischen wie gesagt 14-tägig im Rahmen des leider nur knapp
halbstündigen "Bürgerrundfunks" dieses Regionalsenders nach den 20-Uhr-Nachrichten. Diejenigen, die sie nicht am Radio empfangen
können, aber über einen soundtauglichen PC verfügen, können die Sendung zeitgleich über Internet hören.
Ich weiß nicht, was die Hörer in den beiden Wochen zwischen den Sendungen
machen. In any case Mr.Ruse does not mess up. Nach den Auswahlkriterien befragt beansprucht Max Ruse, selbst Sänger und Harp-Spieler in der
R&B- und R&R-Band "Junkyard Dogs" und von "Dr.B and the Blues dropouts", derer nur zwei: "Die Stücke
müssen außerordentlich gut, oder außerordentlich schlecht sein."
Allein wenn man das Programm des Jahres 2002 Revue passieren lässt, sind die
außerordentlich guten Stücke unzweifelhaft im Vorteil. Das Repertoire reicht von der Moderne zurück bis zu Klassikern der 50er Jahre, von
eher den Eingeweihten bekannten Musikern und Bands wie Luther Tucker und der Tony Vega Band oder dem in diesem Jahr verstorbenen Roscoe Gordon
über Klassiker des Texas- und Chicago-Blues à la T-Bone Walker und Albert Collins oder Otis Rush und Jimmy Reed bis hin zu
unberechtigterweise fast nicht mehr zu hörenden Musikern wie Little Junior Parker, einem der Stars der frühen Sun Records in Memphis und
Komponisten und ersten Interpreten solcher Hits wie dem auch von Elvis aufgenommenen "Mystery Train" oder dem später von Magic Sam
gecoverten "Feeling good".
An und für sich hat Max Ruse aber eben kein festes Programm, sondern spielt, was ihm
gefällt. Und so können wir auf der einen Seite Smash Hits wie das 1957 aufgenommene "Im a King Bee" des Swamp-Bluesers
Slim Harpo hören. Hierzulande kamen allerdings damit die frühen Rolling Stones groß raus und das, obwohl Mick Jagger selbst die Frage
stellte: "Was bringt es, uns Im a King Bee spielen zu hören, wenn man hören kann, wie Slim Harpo es spielt?"
Dieser Meinung ist wenngleich gerade nicht auf die Stones bezogen offensichtlich auch Max Ruse. Er glaubt m.E. zu Recht ,
dass etwa finnischer Tango (kein Gag: die Finnen sind laut der Bonner Informationsstelle Lateinamerika wirklich die Tango-Nation nach den Argentiniern!)
wohl interessanter sei als britischer Blues. Statt solchen hört man bei "Messaround" denn auch "the real thing", darunter
Bluesverwandtes von Vorläufern des Soul wie Bobby Bland oder Ray Charles bis zu gestandenen soul men wie Johnnie Taylor oder James Brown und
schließlich Jazzern von Louis Armstrong über Ella Fitzgerald bis Wynton Marsalis. Interessanter als gerade James Brown, den man noch immer fast
an jeder Ecke hören oder zumindest kaufen kann, sind natürlich solche Rockn-Roll-Vorläufer wie der schöne Wynonie Harris
oder der Jump-Blueser Roy Milton.
Nicht wenige Sendungen führen auch einen Titel, der nicht unbedingt
"außerordentlich schlecht" ist, wohl aber zumindest in dieser Umgebung eher schräg. So spielte Max in der Sendung vom 30.10. eine
ihm aus Cincinnati zugeschickte Amateuraufnahme, die in irgendeiner Garage entstanden ist und unzweifelhaft in die Rubrik Country gehört. So was ist
nicht nur bisweilen trotzdem hübsch oder zumindest lustig, sondern sollte auch den puristischen Fan des "same old blues crap" mit der Nase
darauf stoßen, dass in der Heimat des Blues der Hang zur strikten Kategorisierung gar nicht so sehr ausgeprägt ist. Die größten
Bluesstars haben schließlich auch Schnulzen aufgenommen, wie etwa Albert King mit "The very thought of you". Gewissermaßen
lässt hier die Philosophie der Macher des "Fat-Possum"-Labels grüßen.
Kurzum: "Messaround" ist eine wahre Fundgrube, zumal wenn man das Programm
mit dem leider oft eher eintönigen Repertoire der meisten hiesigen Bluesbands vergleicht. Max Ruse verzichtet nicht nur aus Zeitgründen auf
nähere Informationen zu Interpreten und aufgelegten Scheiben,sondern auch um nicht auch noch für die seit einiger Zeit zunehmend knickrige
Plattenindustrie Gratiswerbung zu machen.
Die nächste Sendung ist übrigens am 8.1.2003 und dann alle 14 Tage.
Dont forget to mess around!
Lothar A. Heinrich