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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, September 2003, Seite 12

Projekt über Europawahlen hinaus

Europäische Antikapitalistische Linke

von LEO MAYER

Im Juni 2004 wird das Europaparlament neu gewählt. Eine alternative Linke soll in Europa den Raum füllen, den die Sozialdemokratie auf ihrem Umwandlungsprozess zu einer neoliberalen Partei freigibt. Dies — die Wahl im Jahr 2004 — war der Anlass für das erste Treffen in der Bundesrepublik Deutschland von politischen Kräften, die sich der EAL verbunden fühlen.
Jetzt wissen wir, der Weg zur Kandidatur erfordert wahrscheinlich mehr Zeit, als uns zur Verfügung steht. Wir brauchen Zeit, um uns wahlprogrammatisch zu verständigen — da sind wir auf einem guten Weg. Aber reicht die Zeit für die organisatorische Vorbereitung und haben wir das Netzwerk für den Wahlkampf?
Wie dem auch sei. Unser Projekt weist über die Wahlen hinaus. Es ist ein Projekt mit strategischem Charakter. Der globalisierte Kapitalismus entzieht dem klassischen Reformismus den Boden. Vor diesem Hintergrund vollzieht sich die Umwandlung der Sozialdemokratie von einer Partei des klassischen Reformismus zu einer Spielart des Neoliberalismus bzw. zu einer Kraft, die ihren gesellschaftlichen Platz erhält, indem sie zum einen die sozialstaatliche Regulierung zerschlägt und zum anderen die »horizontale Verteilung«, die Verteilung innerhalb der Klasse, verwaltet. Für die Gewerkschaften, für die die Verteilungsfrage zwischen Kapital und Arbeit im Zentrum steht, war die sozialdemokratische Partei der Partner, der diese Ziele im politischen Feld verfolgt hat. Jetzt geht den Gewerkschaften der politische Partner für diese Ziele verloren.
Aber es ist auch keine Kraft auf Seiten der politischen Linken zu erkennen, die dieses entstehende Vakuum auffüllen kann; die anknüpft an den von der Sozialdemokratie geprägten Wertevorstellungen und nach Wegen sucht, reformistisches Bewusstsein in antikapitalistisches Bewusstsein zu transformieren — ohne selbst reformistisch zu werden.
Nehmen wir diese Herausforderung und die darin liegenden Möglichkeiten gemeinsam an. Möglicherweise schaffen wir die Kandidatur zur EP-Wahl. Für unsere Perspektive ist das aber von untergeordneter Bedeutung.

Der Autor ist Mitglied des Parteivorstands der DKP.



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