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Als die letzte Fassung für eine Abschlusserklärung vorlag, forderten Vertreter von NGOs und sozialen
Bewegungen nahezu einstimmig: Die Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO) muss ohne Ergebnis beendet werden. Wie schon so oft ignorierten
die großen Industriestaaten in Cancún alle Forderungen der Länder des Südens. Bis zum Schluss versuchten sie, ihren exklusiven
Zugang zum Weltagrarmarkt und ihre Kaufinteressen an lukrativen Unternehmen in diesen Ländern zum Verfassungsprinzip der Weltwirtschaft zu
erheben.
Diesem selbstherrlichen Auftritt haben allen voran die Vertreter einiger afrikanischer Staaten
selbstbewusst eine Absage erteilt. Sie standen einfach auf und verließen den Verhandlungssaal. Da für diese Entscheidung ein Konsens
vorausgesetzt wurde, ist nun die vielbeschworene »Entwicklungsrunde«, die noch nie mehr als ein billiger Werbetrick war, endgültig zur
Makulatur geworden.
Die Freude im Lager der Globalisierungskritiker ist groß, einige sprechen von Sieg.
Andere verweisen darauf, dass eine gescheiterte Verhandlung noch nicht das Ende der WTO bedeutet und erst recht nicht das Ende bilateraler Abkommen
ähnlichen Inhalts mit den Ländern des Südens. Viele Kritiker hatten in den vergangenen Jahren auf eine Reform der WTO hingearbeitet und
eine Enttäuschung nach der anderen erlebt. Die WTO zeigte sich immun gegen politische und soziale Menschenrechte und auch gegen Umweltschutz
frei nach dem neoliberalen Motto: Wenn die Wirtschaft brummt, wird die Welt gesund.
Zum Scheitern der Konferenz hat gewiss auch die bisher so noch nie da gewesene
Zusammenarbeit von Handelsbeauftragten aus »Entwicklungsländern«, sozialen Bewegungen und NGOs beigetragen. Ob es dabei bleibt, ist
ungewiss. Denn sehr unterschiedlich sind ihre Vorstellungen über ein weiteres Vorgehen.
Alle Globalisierungskritiker werden nun die Diskussion um Alternativen zur WTO forcieren
müssen. Und eines steht fest: Die Spielräume für eine andere Weltwirtschaftsordnung sind mit dem Scheitern der Verhandlungsrunde wieder
etwas größer geworden.
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