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Michael Moore ist zurück und schwinkt erneut die Waffen linker Analyse, rechtschaffenen Zorns und beißendem
Humor gegen alle dummen weißen Männer, vor allem gegen George W. Bush.
Bush spielt eine große Rolle in diesem, Moores viertem Buch, indem er sich erneut
seinem Thema der USA als eines Landes von an sich anständigen, aber unter dem Daumen Reicher und Mächtiger gehaltenen Leuten widmet. Volle
Deckung, Mr. Bush beschreibt ein nichtgewähltes Regime, das auf der Nutzung aller notwendigen Gewalt beruht, um die Welt für
Konzernprofiteure sicher zu machen, und präsentiert Alternativen zur Herrschaft der republikanischen Rechten.
Dieser Teil des Buches ist Teil eines Kapitels über die Gewinnung der Konservativen, in dem Moore auch argumentiert, dass die Linke aufzuzeigen
hat, wie Gewerkschaftsrechte, gute Löhne, eine saubere Umwelt und anständige Kinderbetreuung, Gesundheitsvorsorge und Bildung »gut
für die Profite« sein können. Moore kommt manchen konservativen Vorurteilen und Geschäftsinteressen entgegen, weil er glaubt, dass
eine liberale, sozialdemokratische Form des Kapitalismus die grundlegenden Probleme der arbeitenden Menschen lösen kann. Der Zorn der
Mooreschen Denunziationen des gegenwärtigen Stands der Dinge passt nicht ganz zu jener ausgesprochen moderaten Natur eines von ihm
vertretenen Wandels.
Einer der positivsten Aspekte der Mooreschen Politik ist seine Fähigkeit, sich auf
einfache Menschen einzulassen. Sie beruht auf seinem Optimismus über deren Potenziale. In Volle Deckung, Mr.Bush argumentiert er, dass die Mehrheit
der arbeitenden US-Amerikaner wegen ihrer Lebenserfahrung und alltagserprobten Anständigkeit zur Progressivität neigen. Er zitiert eine Menge
von Umfrageergebnissen zum Abtreibungsrecht, zu Bürger- und Gewerkschaftsrechten, zum Umweltschutz und zur Gesundheitsvorsorge, um dies zu
untermauern.
Immer wieder wiederholt er, dass die großen Parteien Kreaturen der großen
Konzerne sind und dass es einer politischen Alternative bedarf. In The Big One ruft Moore aus: »Die reichsten ein Prozent haben zwei Parteien und wir
haben keine! Das ist ausgesprochen unfair!«
In Stupid White Men beschreibt er seine Rolle als prominenter Unterstützer von Ralph
Naders Grüner Partei während dessen Präsidentschaftskampagne im Jahre 2000 und wie er damals für die Idee einer Einheitsfront der
Grünen mit dem demokratischen Kandidaten Al Gore argumentiert hat, um für ein taktisches Wahlverhalten in einzelnen Staaten minimale
progressive Forderungen durchzusetzen und auf die Arbeiterbasis der Demokraten zu orientieren.
In Volle Deckung, Mr.Bush argumentiert Moore für eine weitere Grün-
Demokratische Allianz für 2004. Diesmal jedoch will er den Präsidentenwahlkampf der liberalen, kapitalistischen Partei überlassen und die
Schwerpunktsetzung zugunsten der Bildung einer politischen Alternative für jenes »Kleineres-Übel«-Argument fallen lassen,
»dass es bei den Wahlen von 2004 wahrscheinlich keinen wichtigeren Imperativ für die Nation gibt als die Niederlage George W. Bushs«. Er
meint, es sei zu spät, eine grüne Kampagne aufzubauen, und wirbt für eine Handvoll progressiver, liberaler Prominenter wie Martin Sheen,
Paul Newman, Oprah Winfrey oder anderer, als populäre Herausforderer für Bush.
Noch problematischer: er unterstützt das, was man als kaum kleineres Übel
betrachten muss General Wesley Clark, einen Demokraten, der für Moore trotz der Tatsache, dass dieser als NATO-Oberbefehlshaber in Serbien
und im Kosovo in den 90er Jahren Zivilisten bombardiert hat, einige progressive Ideen habe.
Moore verachtet den »defätistischen Charakter dieser traurigen, impotenten
Demokraten«, aber er scheint hier ebenso wenig optimistisch über die Bildung einer Alternative zu ihnen wie zu den Fähigkeiten arbeitender
Menschen, die Dinge zu verändern.
Einmal vergleicht Moore die Bilanz der Regierung Richard Nixons mit späteren
Präsidenten und behauptet, »dass man gezwungen ist, Nixon als den letzten ›Liberalen‹ im Amt zu betrachten, lässt mich
kotzen«. Er vergisst dabei jedoch, dass es die in den späten 60er und frühen 70er Jahren existierenden sozialen Massenbewegungen waren, die
Nixon gezwungen haben, einige progressive Reformen wie bspw. die Gesetze zur positiven Diskriminierung entgegen seiner eigenen Ansichten
einzuführen.
Das Problem mit der von Moore und anderen prominenten Linken wie Noam Chomsky und
Michael Albert vertretenen »Alles-außer-Bush«-Linie ist, dass sie nicht verstehen, dass die entscheidende Begrenzung jedweder
kapitalistischen Administration in der Bereitschaft und der Möglichkeit der arbeitenden Menschen liegt, für ihre Rechte zu kämpfen. Und dass
eine starke grün-alternative Wahlkampagne helfen kann, die arbeitenden Menschen zu politisieren und ihnen zu helfen, zu kämpfen, egal welcher
Politiker des Big Business 2004 im Weißen Haus sitzen wird.
Trotz seiner Begrenzungen steht Moore mehr auf der Seite der Linken als sonst irgendjemand
mit einem Fuß in den großen Medien. Moores Werk ist unterhaltsam, verständlich und zugänglich und hat Millionen beeinflusst
nicht die schlechtesten Voraussetzungen für Linke, sich daran zu orientieren.
Nick Fredman (Green Left Weekly)
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