SoZ Sozialistische Zeitung

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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Februar 2004, Seite 1

Eliteschule in Deutschland:

Profikiller der Nation

Deutsche Soldaten — nicht nur am Hindukusch. Afghanistan war erst der Anfang. Warum auch nicht. Seitdem die Mauer nicht mehr ist, haben sie ja nichts mehr zu tun. Sagt auch Peter Struck. Landesverteidigung hat heute keine reale Bedeutung mehr. In den 90er Jahren haben wir uns darüber gefreut und gesagt: Na prima. Zeit, dass die NATO sich auflöst. Aber die hat jetzt ein neues Aufgabengebiet gefunden: auf Englisch heißt es »nation building«. Das ist so gut wie: Wenn irgendeine Regierung auf der Welt nicht in der Lage ist, bei ihren Völkern die westlichen Werte durchzusetzen, dann kommen Elitesoldaten und helfen ein bisschen mit. Wie jetzt im Irak. Zu den westlichen Werten gehören auch freie Wahlen. Aber wenn es die jetzt im Irak gäbe, kämen die Falschen an die Regierung. Deswegen müssen sie verzögert werden — solange, bis die Richtigen an die Regierung kommen. Weil die Iraker sich das aber nicht gefallen lassen und die USA im Frieden schon mehr Soldaten verloren haben als im Krieg, deswegen müssen jetzt auch die Germans an die Front.
Schröder hat immer gesagt: Mit uns nicht — solange unsere Industrie keine Aufträge für den Wiederaufbau erhält. Jetzt hat Bush »Ja« gesagt und 60 deutsche Unternehmen dürfen hoffen; im Gespräch sind Aufträge im Wert von insgesamt 50 Milliarden Dollar. Das ist ganz schön viel dafür, dass die Deutschen im Krieg zu Hause geblieben sind. Das geht natürlich nur einmal, das weiß Schröder auch. Deswegen hat Struck jetzt gesagt: In Zukunft müssen wir auch auf dem Schlachtfeld beweisen, was Made in Germany ist.
Wir exportieren Soldaten — ganz logisch für den Exportweltmeister Deutschland. 100000 Hightech-Soldaten, und damit die bei Pisa nicht durchfallen, wird die Bundeswehr zu Elitehochschule ausgebaut. Kriegführung im Ausland und Besatzungsaufgaben sind die wichtigsten Fächer; der Rest ist für Handlanger und Ausbilder. Damit wir am Hindukusch nicht nur Straßen bauen, sondern auch wieder Aufstände niederschlagen, wie vor 100 Jahren den der Hereros in »Deutsch-Südwest« (heute Namibia). Dann werden wir zwar wieder Kolonialmacht, aber weil unser Vorbild, die USA, das auch macht, und weil wir künftig eh nur noch im Verbund mit unseren europäischen Nachbarn und in derselben EU-Armee agieren, merkt‘s niemand — und überhaupt geht es ja um die westlichen Werte.
Wen kümmert es noch, dass das Grundgesetz Angriffskriege verbietet?

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