SoZ Sozialistische Zeitung |
Heute, am Morgen des 22.März 2004 um 5.20 Uhr, ermordeten die israelischen Besatzungsstreitkräfte in Gazas
Vorort Al-Sabra den 66-jährigen Scheich Ahmed Yassin, den Führer und Gründer der palästinensischen Hamas-Bewegung. Dieser
ungesetzliche und provokante Akt, der von israelischen Kampfhubschraubern made in USA verübt wurde, welche drei Raketen auf Yassins Konvoi
abfeuerten, geschah mit vorausgegangener Zustimmung und tatsächlich entsprechend einem Sonderbefehl der Regierung Sharon. Neun
weitere Palästinenser kamen bei dem Angriff ums Leben und weitere 17 wurden verwundet, darunter vier Kinder. Sechs Verletzte befinden sich im
kritischen Zustand.
Es ist gegenwärtig völlig klar, dass es keine offizielle israelische Institution gibt,
die bereit ist, mit dem palästinensischen Volk ein gerechtes Abkommen zu schließen, das der Besatzung ein Ende bereitet. Somit wird der
quälende israelisch-palästinensische Konflikt auf einem zunehmend verheerenden Pfad fortgesetzt. Die Ereignisse dieses Morgens verdeutlichen die
beunruhigende Tatsache, dass dem Zionismus im Kern das Konzept »eines Landes ohne Volk für ein Volk ohne Land« zugrundeliegt. Es ist
unwahrscheinlich, dass Israel mit der ethnischen Säuberung so eindeutig durchkommen kann wie 1948. Die Mittel haben sich zwar deswegen
geändert, nicht jedoch die Ziele. Die Ermordung von Ahmed Yassin veranschaulicht dies.
Während der bewussten Planung und anschließenden Durchführung dieses
Angriffs war sich die Regierung Sharon ebenso wie ihr gehorsames kriminelles Militärpersonal vollständig der Tatsache bewusst,
dass die Wahl Yassins zur Zielscheibe den breiten Widerstand von Hamas und von möglicherweise anderen palästinensischen Gruppen zur Folge
haben würde. Das indirekte Resultat wird zweifellos weiteres Töten und weitere Zerstörung sein. Sharon und seine Regierung waren sich
sicher bewusst, dass der Verlust israelischen Menschenlebens als Folge dieses Angriffs zu beklagen sein wird. Doch es scheint ausreichend deutlich geworden zu
sein, dass Menschenleben palästinensische wie israelische bei der Erreichung des größeren Ziels nicht als nennenswerte
Verluste abgebucht werden.
Israels politische und militärische Führung scheint sich heute in seiner als
unantastbar empfundenen Machtposition allzu gemütlich eingerichtet zu haben. Das Scheitern der israelischen Öffentlichkeit wie auch der
internationalen Gemeinschaft, sich der israelischen Regierung entgegenzustellen und sie (wie auch die US-Regierung, die die Rechnungen bezahlt) für ihre
zahllosen Verbrechen zur Verantwortung zu ziehen, hat zu der aktuellen Situation geführt, in der die israelische Regierung wild um sich schlägt und
alle Menschen in der Region den Preis dafür zahlen. Internationales Intervenieren ist entscheidend, um die Kontrolle über die Lage zu erhalten,
Rechenschaft für die massiven Ungerechtigkeiten einzufordern, die am palästinensischen Volk verübt wurden, und den Kreislauf der Gewalt
zu beenden.
Die USA als größter finanzieller und politischer Sponsor Israels müssen
Israel jetzt zwingen, das Völkerrecht zu achten und die illegale Besetzung des Gazastreifens und des Westjordanlands unverzüglich zu beenden. Die
europäischen Länder die seit 1967 nichts getan haben, um Israels Kolonialpolitik zu stoppen, und stattdessen gegenüber Israel eine
Politik des »business as usual« vertraten müssen diese Haltung nun aufgeben und dazu übergehen, Wandel und Gerechtigkeit
zu fordern.
Dies sind die Vorbedingungen für ein Ende des sinnlosen Tötens in
Palästina und Israel. Wenn sie nicht verwirklicht werden, wird die Anzahl der palästinensischen und israelischen Opfer nur noch weiter zunehmen.
22.3.2004