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An absoluten Zahlen gemessen hielt sich der Zulauf zur Rundreise der Freundinnen und Freunde der Europäischen
Antikapitalistischen Linken (EAL) in Grenzen. Durchschnittlich 2030 Menschen kamen nach Köln, Frankfurt/M., Duisburg und Hamburg,
über 40 nach Düsseldorf und immerhin 100 nach Berlin. Gemessen an dem was links außen heute so üblich ist, lassen sich die
Teilnehmerzahlen dagegen durchaus sehen.
Aus Edinburgh angereist war vor allem Bill Scott, Mitglied der Scottish Socialist Party (SSP)
in manchen Orten war auch noch Patrick Auzende von der Ligue Communiste Révolutionnaire (LCR) aus Frankreich anwesend. Die noch recht
junge SSP ist seit dem Einzug ihres Parteiführers Tommy Sheridan in das schottische Regionalparlament 1999 so etwas wie der linke
Hoffnungsträger im nördlichen Teil Großbritanniens. Linkssozialisten, Trotzkisten, Gewerkschafter und Umweltschützer fanden sich
dort zusammen und bekamen im letzten Jahr immerhin fast 8% bei den Wahlen zum schottischen Parlament (vgl. SoZ 12/03).
Scott berichtete vor allem von den Anfängen der Partei, von jener spezifischen
Verbindung von antikapitalistischen Kleingruppen und dem in Schottland breitere Massen erreichenden Kampf gegen die sog. Kopfsteuer. Während sich
die Bevölkerung an dem Kampf gegen die Kopfsteuer nach links öffnete und politisierte, fanden viele der linken Kleingruppen in einer Art des
politischen Selbsterziehungsprozesses nicht nur zueinander, sondern auch Zugang zur Bevölkerung. Nun gibt es bereits erste Beschlüsse von ganzen
Gewerkschaften, sich nicht mehr an die Labour Party Tony Blairs zu ketten, sondern die junge SSP zu unterstützen.
Es war diese Entstehungsgeschichte und ihre Dynamik, die das deutsche Publikum bei den
meisten Veranstaltungen besonders interessierte. Und manche Diskussion um die Rolle der deutschen PDS, ob man sie noch wählen könne oder
nicht, oder manche Nachfragen, ob denn Sheridan nicht in dem und dem letzten Interview offenbart habe, dass er nur ein ordinärer Reformist sei,
dürften den schottischen Gast etwas irritiert haben. Trotzdem waren, so die Berichte aus den einzelnen Orten, die Diskussionen interessiert und interessant.
Getragen wurden die Veranstaltungen von den deutschen Freundeskreis der EAL, also v.a. von
Organisationen wie Linksruck und ISL, DKP und SAV je nach Lage vor Ort von den einen mehr und den anderen weniger. Wo die Veranstaltung wie in
Berlin im Rahmen des großen Perspektivenkongresses (vgl. vorliegende SoZ, S.7) stattfand und per Interview mit Bill Scott in der jungen Welt
angekündigt und beworben war, wurde unmittelbar deutlich, dass das Interesse an solchen Erfahrungen um einiges größer ist als die
Reichweite der im deutschen Freundeskreis zusammengeschlossenen Gruppen. In Berlin ging es dann auch um die Frage, auf welcher Grundlage eine neue
wahlpolitische Alternative zu begründen wäre. Betonten Bill Scott und Patrick Auzende die antikapitalistische Grundlage, wollte Helge Meves von
der Wahlalternative eine solche breiter angelegt sehen. Immerhin, man diskutierte zusammen.
Korr.
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