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Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Dezember 2004, Seite 1

Vietnamisierung des Krieges

Bei der alliierten Großoffensive gegen Fallujah um den 11.November herum hat die US-Artillerie Granaten mit weißem Phosphor abgeschossen. Es handelt sich dabei um eine chemische Brandbombe, die alles niederwalzt und nicht zwischen Zivilbevölkerung und »Aufständischen« zu unterscheiden weiß. Die Washington Post berichtete von einer »Feuerwand, die mit Wasser nicht gelöscht werden konnte«, von leichenübersäten Straßen, Stadtteilen in Trümmern, »geschmolzenen Leichen«. Noch verhindert die Militärzensur, dass die Öffentlichkeit das wirkliche Ausmaß der Zerstörungen erfährt. Die Welt soll glauben, in Fallujah sei ein konventioneller Straßenkampf geführt worden, bei dem eine »Rebellenhochburg« ausgehoben worden sei und es unter der Zivilbevölkerung kaum Opfer gegeben habe.
Arabische Quellen berichten dagegen, dass es vor allem den irakischen Kämpfern gelungen sei, rechtzeitig die Stadt zu verlassen, nicht den Zivilisten. US-Soldaten haben Hilfslieferungen in die Stadt gestoppt, Wasser und Strom gekappt, zwei von drei kleineren Krankenhäusern bombardiert. Die Hilfsorganisation Roter Halbmond durfte weder Medikamente liefern noch Kranke transportieren.
Der Sturm auf Fallujah war vor allem eine Vernichtungsaktion gegen die Zivilbevölkerung und sie offenbart, dass US-Präsident George Bush jetzt, wo er wiedergewählt ist, keine Scheu hat, den »Krieg gegen den Terror« zu eskalieren, auch wenn er die zuvor definierten Ziele immer weiter verfehlt. Bush und seine Alliierten tun genau das, was sie ihren Gegnern nachweislich zu Unrecht unterstellt haben: Sie schrecken nicht davor zurück, Massenvernichtungswaffen einzusetzen und ganze Stadtteile in Schutt und Asche zu legen — eine neue Stufe der Eskalation im Namen der Zivilisation und eine Vietnamisierung des Irakkriegs.

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