SoZSozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Dezember 2004, Seite 10

Bücherkiste

Albrecht Müller: Die Reformlüge. 40 Denkfehler, Mythen und Legenden

München: Droemer- Verlag, 2004, 415 Seiten, 19,90 Euro

Derzeit prasselt erneut eine permanente Propaganda auf die bundesrepublikanische Bevölkerung nieder, mehr zu arbeiten bei weniger Geld, wobei sich Politiker, Parteien, Wirtschaftsverbände und ihre Repräsentanten gegenseitig überbieten, wer die »besseren« Vorschläge hat. Die Gewerkschaften haben durch ihre verfehlte Tarifpolitik das Tor für solche Angriffe auf die Arbeitszeiten aufgetan. Da kommt das Buch von Albrecht Müller gerade richtig.
Albrecht Müller ist studierter Nationalökonom. Er war ehemaliger Redenschreiber von Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller, Leiter der Planungsabteilung unter Willy Brandt und Helmut Schmidt und von 1987 bis 1994 Mitglied des Bundestags. Er greift in seinem Buch die neoliberale Politik insgesamt an, allerdings systemimmanent. Die Verlogenheit der Regierungspolitik weist er im Einzelnen nach. So ist es nicht von ungefähr, wenn zwischen seinen Ausführungen George Orwell mit folgendem Zitat immer wieder eingeblendet wird: »Und wenn alle anderen die von der Partei verbreitete Lüge glauben — wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten —, dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit.«
In drei Abschnitten (»Unter dem Deckmantel der Reform — Hintergründe und Ziele«; »40 Denkfehler, Mythen und Legenden«; »Die Reformpleite — Helfer und Helfershelfer«) wird die Reformdebatte als Wahn enttarnt, die Reformer als ahnungslose Politiker ohne Sachverstand entblößt und die Wirkungslosigkeit der Maßnahmen bspw. zur Senkung der Arbeitslosigkeit aufgezeigt. Die manipulierten Begründungen für die Reformoffensive werden gründlich analysiert. Die 40 häufigsten Behauptungen zur Rechtfertigung der sog. Reformen werden hinterfragt und auf ihren Wahrheitsgehalt hin untersucht.
Behauptungen wie: »Wir brauchen die permanente Reform«; »Jetzt hilft nur noch private Vorsorge«; »Wir sind nicht mehr wettbewerbsfähig«; »Arbeit muss billiger werden«; »Die Lohnkosten sind zu hoch«; »Wir sind ein Gewerkschaftsstaat«; »Wir brauchen wieder eine Elite«; »Deregulierung und Privatisierung sind angesagt« — sie werden entzaubert und als Lug und Trug entlarvt. Die Strategen der Reformorgie werden mit Namen benannt, aber auch die vor und hinter den Kulissen Operierenden. Die Gewerkschaftszeitschrift von Verdi, Publik, schrieb zu Müllers Buch, es gehöre wie ein Kochbuch in jeden Haushalt. Das trifft den Nagel auf den Kopf.

Hans Peiffer

Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch. Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
Spendet steuerlich abzugsfähig!
VsP, Postbank Köln, BLZ 370100 50,
Kontonummer 603 95 04


zum Anfang