SoZSozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Dezember 2004, Seite 10

Joachim Bischoff u.a.: Moderner Rechtspopulismus.

Ursachen, Wirkungen, Gegenstrategien

Hamburg: VSA-Verlag, 2004, 149 Seiten, 10,80 Euro

»Seit Mitte der 170er Jahre ist eine neoliberale Konzeption der Gesellschaftspolitik mehrheitsfähig geworden.« Die damit verbundenen sozialen Verwerfungen haben auf breitester Grundlage »Angstrohstoff« (Oskar Negt) produziert und geben den Nährboden für das Entstehen und die Ausbreitung des modernen Rechtspopulismus ab. Demzufolge kann man »die Gefahr von rechts keineswegs ausschließlich am rechten Rand der Gesellschaft verorten, sondern sie ist vielmehr eine Gefahr, die aus der Mitte der Gesellschaft kommt«.
Die Autoren halten zu Recht fest, dass es sich um ein »neues politisches Phänomen« handelt, es daher erhebliche Schwierigkeiten bereitet, umstandslos »mit Hilfe des Begriffs ›Faschismus‹ gegenwärtige Erscheinungen zu beschreiben«. »In der aktuellen sozialwissenschaftlichen Debatte bezeichnet der Begriff Rechtspopulismus hingegen politische Strömungen, die sich von überkommenen Formen des Rechtsextremismus abgrenzen, die scheinbar klassen- und schichtübergreifend mobilisieren und häufig eine Art politisch-ideologisches ›Scharnier‹ zwischen Konservativismus und organisiertem Rechtsextremismus darstellen.« Es lässt sich also ein gewisser »Modernisierungsschub« der extremen Rechten konstatieren. Besonders gefährlich wird es, wenn der Rechtspopulismus sich »sozial« gebärdet. In Frankreich etwa »entsteht von 1983 an ein Arbeitervotum für die Front National.«
Die Konjunkturen und Krisen, die der Rechtspopulismus durchläuft, besonders, wenn es — wie bei der FPÖ — zu Regierungsbeteiligungen kommt und quer zur ideologischen Selbststilisierung neoliberale Realpolitik betrieben wird, dürfen nicht als Ruhekissen interpretiert werden. Weder sind damit die sozialen Prozesse tangiert, die den Rechtspopulismus hervorbringen, noch ändert sich damit das allgemeine Bewusstsein, das stark mit extrem rechten Einstellungen durchsetzt ist.
Die Autoren kommen daher zu dem Schluss, dass sich die Konfrontation mit den Populisten »nicht allein auf das Gebiet der Moral beschränken kann, sondern die großen sozialen und ökonomischen Fragen innovativ angehen muss, um darauf politische Antworten zu geben«. Nichts weniger als ein »neues solidarisches Zivilisationsprojekt« gilt es zu entwickeln.

Hermann Dworczak

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