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Wer sorgt sich angesichts der hohen Arbeitslosigkeit noch darum, ob die
Arbeit, die man hat, »gut« ist oder nicht? Wer fragt nach den Inhalten und Ergebnissen der
Arbeit, wenn Bezahlung und Dauer anscheinend alleinige Maßstäbe sind oder werden? Aber dann: ein
Buch von Kirchenleuten über Arbeit? Etwa »Bete und arbeite«?
Wer ohne Vorurteile in das genannte Buch
einsteigt, wird überrascht von der breiten Behandlung der Frage nach »guter Arbeit«. Die
Herausgeber von Gute Arbeit/Good Work fragten nämlich Menschen auf der Straße, bekannte und
unbekannte Arbeitnehmer, Menschen in europaweiten Projekten, sammelten Stellungnahmen von Organisationen,
die sich genau nicht mit dem gängigen ökonomischen Schema: »Hauptsache Arbeit und
dann um jeden Preis« abfinden und begnügen wollen. Es ist wahrlich keine »kirchliche«
oder »religiöse« Abhandlung daraus geworden. Auch wenn einer der interessanteren Texte von
Wolfgang Belitz biblische und protestantische Aspekte der menschlichen Arbeit erläutert
schließlich ist unsere Kultur und Geschichte ohne diese Quellen nicht richtig zu erfassen.
Ausgegangen ist das Buch von den Erfahrungen
der Industrie- und Sozialpfarrämter im Kreis Gelsenkirchen, Herne und Recklinghausen mit dem
Niedergang der industriellen Entwicklung in ihren Bereichen. Mit einer fantasievollen Aktion, einer
Bodenzeitung auf öffentlichen Plätzen in den drei Städten, sammelten sie Reaktionen der
Menschen auf provokante Thesen zur Arbeit und ließen sie selber ihre Meinung aufschreiben. Damit
beginnt das Buch es folgen Antworten auf eine Umfrage zum gleichen Thema von mehr oder weniger
Prominenten aus dem Revier (auch Müntefering und Olaf Thon z.B.), und ein sehr engagierter Bericht
über die Behandlung des Themas »Gute Arbeit« mit Schülern einer Hauptschule in
Gelsenkirchen.
In der Folge kommen Theoretiker und Praktiker
aus ganz Europa zu Wort, die das in Finnland entstandene »Projekt Gute Arbeit« aufreißen und
Erfahrungen mitteilen. Der Band gibt dann einen Überblick über die Projekte von ILO, EU,
Gewerkschaften und Kirchen, aber auch einen Beitrag von Attac in Europa, die sich für »Gute
Arbeit« engagieren. Die entsprechenden Beiträge sind von Mitarbeitenden der jeweiligen Projekte
verfasst.
Aus Polen kommt ein Beitrag, wie Studenten der
heutigen Generation an ethische und praktische Aspekte der Arbeit herangehen, aus Tschechien ein Beitrag
über die Versuche, Frauen mit Heimarbeit und prekärer Arbeit einzubeziehen und aus
Österreich eine Arbeit über »Gut leben, gut arbeiten«mit Erfahrungen aus der
Altenpflege, Betroffene und Beschäftigte gleichermaßen einzubeziehen. Eine Dokumentation der
wichtigsten Stellungnahmen zum Thema aus den evangelischen Kirchen in Deutschland seit 1955 runden den Band
ab.
Wer immer sich mit diesem Thema in Kommunen,
Schulen oder Gruppen gerade auch außerhalb der Kirche auseinandersetzen möchte, findet in diesem
Band viele Anregungen, manche guten Gedanken und vielleicht den einen oder anderen Hinweis auf unerwartete
Bündnispartner.
Rolf Euler
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