SoZSozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Januar 2005, Seite 1

Krieg ist kein Spiel

Der Folterskandal von Coesfeld und Co. macht deutlich: Bei der deutschen Bundeswehr werden die Grundrechte und die Menschenwürde mit Füßen getreten, doch der »Bürger in Uniform« hat sich weder gewehrt noch beschwert. Das hat sicherlich manches zu tun mit der für das Militär typischen Erziehung zu Gehorsam, Unterordnung und Gewaltbereitschaft. Mehr noch ist es Produkt jener neuen Militärtheorie und -praxis, die Freiheit und Sicherheit meint im Kosovo oder am Hindukusch verteidigen zu müssen. Die Soldaten mögen auch aus Angst geschwiegen haben. Vor allem aber schwiegen sie aus Komplizenschaft, weil sie lernen müssen und wollen, wie man im wirklichen Krieg überleben kann.
Was haben sie nicht alles geredet von friedenserhaltenden und Frieden schaffenden Militäreinsätzen, von Konfliktprävention und humanitärem Interventionismus. Und heraus kommt einmal mehr der ordinäre Militarismus, die Militarisierung von Individuum und Gesellschaft. Der Soldat war, ist und bleibt ein Mensch, der dazu ausgebildet wird zu erniedrigen, zu verletzen, zu zerstören und zu töten. Wer das nicht will, muss sich dafür einsetzen, dass der Beruf geächtet und der Berufszweig geschlossen wird. Bundesrepublik ohne Armee — die Forderung ist nicht neu, aber aktueller und dringender denn je.
Ein weiteres lehrt jedoch dieser Skandal. Wer nicht die Kraft hat zur Abschaffung der Armee als ganzer, sollte nicht weiter der Abschaffung der Wehrpflicht das Wort reden. Die »Professionalisierung« und Privatisierung des Militärs befördert nicht nur die schlimmsten Charaktere, sie nimmt uns auch eines der wichtigsten Mittel, diese offensiv zu bekämpfen. Der »Bürger in Uniform«, so illusionär er auch ist, bleibt eine zu verteidigende Errungenschaft. Er formuliert Ansprüche, die einer weiteren Militarisierung entgegenstehen können.
Halbe Sachen sollte es deswegen nicht mehr geben. Zu fordern ist die Abschaffung der Armee. Und zu verhindern ist ihre weitere Entdemokratisierung und Entzivilisierung.

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