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Der Folterskandal von Coesfeld und Co. macht deutlich: Bei der deutschen
Bundeswehr werden die Grundrechte und die Menschenwürde mit Füßen getreten, doch der
»Bürger in Uniform« hat sich weder gewehrt noch beschwert. Das hat sicherlich manches zu tun
mit der für das Militär typischen Erziehung zu Gehorsam, Unterordnung und Gewaltbereitschaft.
Mehr noch ist es Produkt jener neuen Militärtheorie und -praxis, die Freiheit und Sicherheit meint im
Kosovo oder am Hindukusch verteidigen zu müssen. Die Soldaten mögen auch aus Angst geschwiegen
haben. Vor allem aber schwiegen sie aus Komplizenschaft, weil sie lernen müssen und wollen, wie man im
wirklichen Krieg überleben kann.
Was haben sie nicht alles geredet von
friedenserhaltenden und Frieden schaffenden Militäreinsätzen, von Konfliktprävention und
humanitärem Interventionismus. Und heraus kommt einmal mehr der ordinäre Militarismus, die
Militarisierung von Individuum und Gesellschaft. Der Soldat war, ist und bleibt ein Mensch, der dazu
ausgebildet wird zu erniedrigen, zu verletzen, zu zerstören und zu töten. Wer das nicht will,
muss sich dafür einsetzen, dass der Beruf geächtet und der Berufszweig geschlossen wird.
Bundesrepublik ohne Armee die Forderung ist nicht neu, aber aktueller und dringender denn je.
Ein weiteres lehrt jedoch dieser Skandal. Wer
nicht die Kraft hat zur Abschaffung der Armee als ganzer, sollte nicht weiter der Abschaffung der
Wehrpflicht das Wort reden. Die »Professionalisierung« und Privatisierung des Militärs
befördert nicht nur die schlimmsten Charaktere, sie nimmt uns auch eines der wichtigsten Mittel, diese
offensiv zu bekämpfen. Der »Bürger in Uniform«, so illusionär er auch ist, bleibt
eine zu verteidigende Errungenschaft. Er formuliert Ansprüche, die einer weiteren Militarisierung
entgegenstehen können.
Halbe Sachen sollte es deswegen nicht mehr
geben. Zu fordern ist die Abschaffung der Armee. Und zu verhindern ist ihre weitere Entdemokratisierung und
Entzivilisierung.
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch.
Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
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