SoZSozialistische Zeitung |
Joseph Finders Roman liegt zur Zeit als eyecatcher in allen Buchhandlungen
aus, goldfarbener Einband und düsterblickendes Augenpaar suggerieren: Kauf mich!!
Der Kauf lohnt sich und dies für einen
Thriller ohne Mord. Erzählt wird das Abenteuer des Adam Cassidy, der zum Wirtschaftsspion wird. Der
Endzwanziger Cassidy ist ein sympathischer Typ, bei Wyatt Telecom reißt er seinen Job lustlos ab, wenn
er mal einigermaßen pünktlich zur Arbeit gekommen ist.
Eine gute Tat bringt ihn in eine richtige
Bredouille: Zum Abschied eines netten Kollegen von Versand spendiert er ihm auf Kosten des Hauses
eine saumäßig teure Party, mit allem Pipapo. Das kommt raus, Cassidy erzählt dem
Sicherheitsmenschen von Wyatt Telecom eine abenteuerliche Lügengeschichte und sein oberster Boss
stellt ihn vor die Alternative: Gefängnis oder Industriespionage beim Konkurrenten Trion. Das
Drohszenario wird heftig genug aufgebaut, auch in die Hightechindustrie haben sich die Verhältnisse
des US-amerikanischen Rechts- und Knastsystem herumgesprochen: Cassidy nimmt den Job an und erfährt
erst mal eine ordentliche Ausbildung zum Spion. Der Einstieg in den gegnerischen Konzern gelingt leichter
als erwartet, aber noch ist ihm völlig unklar, um was es sich bei dem geheimgehaltenen Projekt
handelt, über das er Informationen besorgen soll. Während er sich immer mehr seiner alten
Umgebung entfremdet keine Zeit für seine Freunde, sein todkranker Vater beschimpft ihn, seine
Seele verkauft zu haben , steigt der unfreiwillige Held immer höher in der Hierarchie auf,
umgibt sich mit den Insignien von Macht und Reichtum, erst die angesagte italienische Taucheruhr, dann der
Porsche (laut Lost in Translation eher ein Sublimierungsobjekt für männliche Midlifecrisis als
Statussymbol für Newcomer), später dann das von Trion finanzierte Luxusapartment. Die
anfängliche Angst, erwischt zu werden, weicht immer mehr einem Loyalitätskonflikt gegenüber
seinem neuen »Arbeitgeber« Goddard, dem er sich menschlich verbunden fühlt und der so ganz
anders ist als sein Auftraggeber Wyatt, der monströsen Körperkult und Machtgeilheit gleichzeitig
demonstriert. Dessen Daumenschrauben werden immer mehr angezogen und die Frage, die sich Cassidy zunehmend
stellt, lautet: Wie komm ich unbeschadet aus dem Schlamassel raus, ohne das schöne Leben aufs Spiel zu
setzen?
Wer will, kann das Buch auch als schönes
Beispiel für eine nach wie vor bestehende Variante kapitalistischer Akkumulation ansehen: Enteignung
durch Raub und Betrug und es sind diesmal nicht die bösen Japaner sondern die
»eigenen« Leute.
Udo Bonn
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch.
Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
Spendet steuerlich abzugsfähig!
VsP, Postbank Köln, BLZ 370100 50,
Kontonummer 603 95 04