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In Japans Hauptstadt spielt Tokiokiller, und wenn James Ellroy voll des Lobes
für Barry Eislers Buch ist, kann man davon ausgehen, dass es blutig und unmoralisch hergeht. John Rain
ist Auftragskiller und er tötet so, als handele es sich um natürliche Tode. In der Regel
beseitigt er Menschen, die ein Problem für die regierende LDP- Nomenklatura darstellen könnten,
also Erpresser, Politiker mit Gewissen, unbestechliche Journalisten. Wieder hat er solch einen Auftrag
angenommen, das Opfer systematisch ausspioniert und in einer U-Bahn getötet. Als Rain sieht, wie dem
zusammengebrochenen Mann von einem Ausländer die Taschen geleert werden, ist er unsicher, ob dieser
Fall für ihn sauber abgeschlossen ist. Mehr zufällig lernt er die Tochter des Opfers, eine
Jazzpianistin, kennen und als er die Mitteilung erhält, auch sie umzubringen, ist klar: Die Sache
stinkt. Der ermordete LDP- Politiker hatte brisantes Material über die Weiterleitung öffentlicher
Gelder via Baufirmen an die Yakuza-Gangs und war bereit, dieses veröffenlichen zu lassen. Rain macht
sich auf die Suche nach den Unterlagen, um die junge Frau zu schützen, denn mittlerweile scheinen
andere Killertrupps auf sie angesetzt worden zu sein und auch die CIA scheint sich für die
Abgelegenheit zu interessieren. Mit dieser auswärtigen Truppe trifft auch Holzer ein, den Rain aus
ihrer gemeinsamen Mörderzeit in Vietnam kennt und mit dem sich abgrundtiefer Hass und der Horror der
Vergangenheit verbindet.
Dominique Manotti hat angefangen zu schreiben,
nachdem sie zufällig auf James Ellroy gestoßen war und dann alles, was von ihm zugänglich
war, gelesen hatte.
Dass sie von Ellroy beeinflusst ist, merkt man
ihrem Roman Hartes Pflaster an: Vergeblich sucht man nach den Guten. Die Frauen sind entweder Opfer oder
Mittäterinnen. Offene Bösartigkeit, ständige Gewaltbereitschaft und mehr oder weniger brutal
ausgelebter Sexismus tragen nahezu alle männlichen Protagonisten mit sich rum. Sympathie hat fast
niemand verdient.
Der zwischen dem 3.März und 30.Mai 1980
spielende Krimi verbindet vier Handlungs- und Ermittlungsstränge, die hauptsächlich im Sentier,
einem innerstädtischen Pariser Quartier stattfinden: Eine neu zusammengestellte Polizeitruppe soll den
Mord an einem Mädchen aus Thailand aufklären. Die Leiche des Mädchens wurde in einer
Näherei gefunden, deren Beschäftigte meistens Türken gerade begonnen haben,
für eine Legalisierung ihres Aufenthaltsstatus zu kämpfen. Soleiman ist der Organisator diese
Kampfes, im dem er über sich hinaus wächst. Aber er ist nicht frei. Der Kommissar, der die
Untersuchung des Mordes leitet, zwingt ihn zum Sex und zu V-Mann-Diensten. Vor allem will der Polizist
wissen, über welche Wege das in der Türkei veredelte Rohopium als Heroin in Paris an die Kunden
verteilt wird. Und dann taucht da noch der Name Ali Agca auf, der aus dem türkischen Gefängnis
geflohene Auftragskiller. Werden die Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Türken jetzt
auch in Frankreich bewaffnet ausgetragen?
Mit der deutschen Veröffentlichung von
Hartes Pflaster hat der Verlag Assoziation A wieder mal ein gutes Händchen bewiesen, liefert er doch
neben der direkten Story noch ein wenig politischen Nachhilfe- oder Erinnerungsunterricht.
Udo Bonn
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