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In Frankreich streiken und demonstrieren sämtliche Gewerkschaften
vereint gegen den Versuch, die 35-Stunden-Woche zu kippen. Und hierzulande? Da bezeichnet DGB-Chef Michael
Sommer in einem Interview mit dem Spiegel die Proteste gegen die Agenda 2010 im vergangenen Jahr indirekt
als einen »Fehler«: »Wir haben es nicht verstanden, unsere Position und unsere eigene
Reformagenda differenziert darzustellen.«
Tatsache ist, dass der DGB keine eigene
Reformagenda gegen Lohn- und Sozialabbau hat. Vielmehr stimmt er jetzt in den Chor derer ein, die schon
immer verkünden: Es gibt keine Alternative. Erstens sei der Weg zu einem »Sozialstaat, der nicht
mehr den Lebensstandard sichere« unumkehrbar eingeschlagen. Zweitens sei dafür nicht die
Wirtschaft verantwortlich, der es nur um Gewinnmargen und Aktienkurse geht, sondern der
»Sachzwang«: angeblich heißen die Ursachen demografische Entwicklung, anhaltende
Massenarbeitslosigkeit und Globalisierung. »Deshalb müssen wir darüber diskutieren, was der
Sozialstaat noch finanzieren kann.«
Der DGB macht sich dafür stark, einen
Teil der Zahlungen der Bundesagentur für Arbeit aus Steuermitteln zu finanzieren, »um die
Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zu senken«. Zur Finanzierung sollen die Steuern für
Großunternehmen erhöht werden. Aber wenn der DGB Hartz IV nicht hat verhindern können, wie
will er dann Steuererhöhungen für Unternehmen durchsetzen? Wahrscheinlicher ist, dass der DGB
dann die Mehrwertsteuererhöhung mittragen wird, die im Gespräch ist. So wie Ver.di jetzt die
Arbeitszeitverlängerung im öffentlichen Dienst mitträgt, und die IG Metall die Lohnsenkungen
in der Automobilindustrie mitgetragen hat.
Das ist der Ausverkauf nicht nur des
Sozialstaats, sondern auch der Gewerkschaften durch die Modernisierer. Wo der Weg der Kapitulation einmal
beschritten ist, gibt es kein Halten mehr. Auch das ist eine Lehre aus der Weimarer Republik. Wir haben die
Wahl, ob wir tatenlos zusehen wollen, oder ob wir für grundsätzlich andere Gewerkschaften
kämpfen.
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch.
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