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Die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) wurde in den
bürgerlichen Medien stets als eine Partei dargestellt, die zwar politisch keinen Einfluss besitzt,
aber ungeheuer reich ist und sich einen aufgeblähten Parteiapparat leistet. Mit dem Verkauf eines
Hauses in Wien, in dem sich ein autonomes Sozialzentrum befand, tat die KPÖ alles, um diesem Ruf
gerecht zu bleiben.
Im Januar 1992 wurde »die KPÖ-eigene Handelsfirma ›Novum‹ von der Treuhand
mittels Bescheid unter bundesdeutsche Obhut gestellt. Schließlich gehöre die 1951 gegründete
Gesellschaft, die jahrzehntelang für die Vermittlung von Ostgeschäften Provisionen kassierte zum
Wirtschaftapparat der SED. So musste nun der neudeutsche Staat gar nicht erst beweisen, dass das Geld nicht
der KPÖ gehört, sondern umgekehrt die KPÖ, dass die Gelder nicht der Bundesrepublik
gehören. An die 250 Millionen Euro wollte die BRD sich aneignen. Das dürfte nun gelungen
sein«, beschrieb der Freitag im Oktober 2003 den finanziellen Einbruch der KPÖ.
Nun war für die KPÖ ein
»Sparkurs« angesagt, weil das Parteivermögen für die Anwaltskosten verwendet werden
musste. Im Jahr 2004 wurden 40 Parteiangestellte entlassen, die Wochenzeitung Volksstimme eingestellt und
eine Diskussion über notwendige Strukturen begonnen.
Die KPÖ befand sich plötzlich
sowohl innerhalb der politischen Landschaft Österreichs als auch innerparteilich in einer
widersprüchlichen Situation:
Einerseits konnte die KPÖ trotz
Beteiligung an der breiten Oppositionsbewegung von 19992001 gegen die Wenderegierung aus Haiders
FPÖ und Schüssels ÖVP keine Unterstützung bei Wahlen finden. Bei den Nationalratswahlen
2002 erhielt die KPÖ mit etwas mehr als 27.500 Stimmen gerade mal 0,6% der Stimmen. Für die meist
jüngeren Aktiven der Bewegung bot die KPÖ keine Perspektive, für die Älteren waren die
Erfahrungen mit der Unterstützung der stalinistischen Regimes, mit versuchter Instumentalisierung der
Friedensbewegung, mit artistischen Schwenks in der Anti-AKW-Bewegung (»Für sozialistische
Atomkraftwerke!«), mit bürokratischen Tricksereien in Bündnissen und mit allzu
zögerlicher Abkehr vom Stalinismus verbunden.
Kurz vor den EU-Wahlen 2004 bemühten sich
die KPÖ und andere Linke um eine linke Plattform: Die »LINKE Opposition Europäische
Linke, KPÖ und Unabhängige« war geboren, erreichte aber bloß enttäuschende 0,7%.
Die Aktiven der globalisierungskritischen Bewegung in Österreich waren an dem Wahlprojekt kaum
interessiert. Der Druck, vor allem seitens der KPÖ, in traditioneller Manier rasch eine Liste vor den
Wahlen auf die Beine zu stellen, statt sich auf eine längerfristige Projekte in einer offenen, linken
Plattform zu verständigen, hatte nicht viel mehr als Frust und Ärger eingebracht.
Zweitens gehen mehrere tiefe Risse durch die
KPÖ: Die sog. »Reformer« um den Parteivorsitzenden Walter Baier gaben öffentlich an, an
der Gründung einer »österreichischen Rifondazione« interessiert zu sein. Diese Gruppe
war es, die sich am Sozialforum beteiligte, die zwar die KPÖ in die Europäische Linkspartei
führte, aber auch an Treffen der Europäischen Antikapitalistischen Linken teilnahm, und die das
Verhältnis der KPÖ zum Stalinismus hinterfragte. Am 33.Parteitag der KPÖ im Dezember 2004
konnte diese Gruppe die Mehrheit erringen, sie stellt nun alle 19 Mitglieder des Bundesvorstands.
Vorangegangen waren dem Parteitag allerdings
Streit, Anrufung österreichischer Gerichte und gegenseitige Beschimpfungen auf tiefstem Niveau. Ein
von der Opposition anvisierter »oppositioneller Parteitag« kam nicht zustande. Kurz vor dem
Parteitag beschlossen alle oppositionellen Gruppen, keine Delegierten zu entsenden, was die nunmehr
homogene Zusammensetzung der Parteiführung erklärt.
Zur Opposition zählt die steirische
KPÖ, die mit einem Parteiaufbaukonzept über Betriebs- und Kommunalpolitik zumindest einige
regionale Wahlerfolge vorweisen kann, sich allerdings an keinen Bewegungen beteiligt.
Die innerparteiliche Opposition der Grazer
KPÖ ging so weit, dass sie die »LINKE Opposition«, immerhin ein Projekt ihrer
Parteiführung, bei den EU-Wahlen nicht unterstützte und sich auch nicht am KPÖ-Parteitag
beteiligte.
Eine Oppositionsgruppe anderen Kalibers ist
die »Kominform-Gruppe«, die sich in ihren Äußerungen durch Gehässigkeit und
Intellektuellenfeindlichkeit auszeichnet. Im Grunde trauert diese Gruppe der Periode des Stalinismus nach,
und sie verhöhnt bis heute die Opfer des Stalinismus.
Völlig ohne vorherige Diskussion, auch
innerhalb der KPÖ, wurde im November 2004 das »Ernst-Kirchweger-Haus« durch den
Parteivorsitzenden Walter Baier und den Finanzreferenten Michael Graber verkauft. Das ehemalige Wiener
Schulgebäude im Besitz der KPÖ stand leer, bis 1990 eine Gruppe von Autonomen das Haus besetzte.
Nach zähen Verhandlungen erhielten die EKHler einen Prekariatsvertrag, die Aktivitäten in dem
Haus nahmen rasch zu: Kulturinitiativen, politische Migrantengruppen, autonome Gruppen fanden eine
Heimstatt, und auch Wohnräume für Flüchtlinge wurden eingerichtet.
600.000 Euro erzielte die KPÖ. Ein
Aufschrei ging durch die Linke und auch durch die KPÖ. Kulturschaffende traten aus der Partei aus. Die
Kominform-Gruppe, die 1990 noch mit »proletarischen Rollkommandos« gegen die Besetzer vorgehen
wollte, kritisierte die Parteiführung wegen des undurchsichtigen Verkaufs. 1200 Menschen
demonstrierten in Wien ihre Solidarität mit dem EKH. Die KPÖ erinnerte sich nun des alten
Arguments »Antikommunismus« und denunzierte alle Kritiker auch in der »LINKEn
Opposition« als antikommunistisch.
Wie ein Blitz schlug die Veröffentlichung
eines Teils des Finanzberichts auf der KPÖ-Webseite ein: Die KPÖ hatte wenige Wochen nach dem
Verkauf des EKH auch noch ein Bürogebäude in Wien verkauft, das ihr 17 Millionen Euro einbrachte
und die KPÖ besitzt in ganz Österreich noch weitere 25 Immobilien. Selbst nach Abzug von
Hypotheken bleiben mehrere Millionen Euro übrig, was die 600.000 Euro aus dem EKH-Verkauf zu
»Peanuts« macht und erneut Spekulationen über die tatsächlichen Motive entstehen
ließ.
Was steht am vorläufigen Ende der
Tragikomödie? Ein Teil der EKHler harrt in dem verkauften Gebäude aus, eine gewaltsame
Räumung durch die Polizei ist zu befürchten. Ein Teil der Linken vor allem in Wien
besteht darauf, die KPÖ politisch zu isolieren, bis sie den EKHlern Ersatzräumlichkeiten zur
Verfügung stellt. Klar, dass dadurch auch das Projekt der »LINKEn Opposition« vor dem Ende
steht, vor allem weil sich viele der Aktiven von der KPÖ hintergangen fühlen, die einer
Kooperation der Linken das Wort redete, hinter deren Rücken aber das EKH verscherbelte, um ihren
Apparat zu finanzieren. Für viele Linke nicht aber für die KPÖ ist es
moralisch nicht zu rechtfertigen, Politik mit Geld aus dem EKH-Verkauf zu machen. So schließt sich der
Kreis: Die KPÖ ist wieder eine millionenschwere Partei, die sich erneut in die politische Isolation
manövriert hat.
Boris Jezek, Wien
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