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Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Mai 2005, Seite 22

3.Kairoer Konferenz gegen Imperialismus und Krieg

Fester Anker in der arabischen Welt

Über 1500 Menschen drängten sich vom 24. bis 27.März in den überfüllten großen Saal der ägyptischen Journalistengewerkschaft. Einige waren von weit hergekommen: von Australien, Kanada, Südkorea und Thailand. Viele aus Europa: Großbritannien, Irland, Spanien, Frankreich, Deutschland, Österreich, Niederlande, Dänemark, Norwegen, Griechenland. Viele aus dem Nahen Osten und Nordafrika: Irak, Palästina, Iran, Libanon, Syrien, Marokko und Jordanien. Aus diesen Ländern kamen auch Vertreter von linken Parteien. Die meisten kamen natürlich aus Ägypten.
Die 1.Kairoer Konferenz wurde im Dezember 2002 ins Leben gerufen, als Bush und seine »Koalition der Willigen« die Invasion in den Irak vorbereiteten. Sie nahm den Aufruf den europäischen Friedensbewegung für einen weltweiten Aktionstag am 15.2.2003 an. Am 21.3., einen Tag nach dem Beginn der Bombardierung von Bagdad, demonstrierten Tausende auf dem Tahir-Platz im Zentrum von Kairo.
Die 2.Konferenz fand ein Jahr später, am 2.Dezember 2003, statt. Auf dieser Konferenz gelang es erstmals, eine Bewegung gegen den Krieg im Nahen Osten hervorzubringen, die verschiedene Strömungen umfasst: von der Muslim-Brüderschaft über die Nasser-Anhänger bis hin zu Sozialisten und Kommunisten.
Ende März zeigte sich nun, dass die Kairoer Konferenz einen festen Platz in der Bewegung gewonnen hat. Sie strahlt nicht nur in die arabische Welt aus, sondern weit darüber hinaus.
Die Konferenz war ein großer Erfolg. — nicht nur wegen der hohen Zahl an Teilnehmenden, auch wegen ihrer Radikalität. Vor allem die Teilnehmenden aus Ägypten hatten den Mut, Staatspräsident Mubarak offen anzugreifen, der Ägypten seit 24 Jahren diktatorisch regiert. Im Jahr davor hatte sich das nur Kamal Khalil getraut, ein häufig gefangen genommener Sozialist, der nur wenige Minuten nach Beginn seiner Rede von der Polizei umstellt wurde.
Unter Mubaraks Regie ist Ägypten einer der treuesten Vasallen der USA in der Region geworden. Debatten über den Kampf für Demokratie in der arabischen Welt griffen oft die Lage der Arbeiter und Bauern in Ägypten auf und bekundeten ihnen die Solidarität. Von großer Bedeutung war auch eine Seminar, das von den Studenten organisiert wurde. Studentendemonstrationen werden in Ägypten regelmäßig brutal von der Polizei angegriffen. 400 Studierende diskutierten nun offen über die nächsten Schritte ihres Widerstands. Gemeinsam riefen sie auf zur gemeinsamen Aktion, um Mubarak zu stürzen. Revolutionäre Lieder aus den 60ern und 70ern ertönten.
Auch diesmal schlug die Polizei wieder zu, sie verhaftete 48 Mitglieder der Muslim-Brüderschaft — auf dem Tahir-Platz, wo eine Abschlussdemonstration stattfinden sollte, aber auch aus ihrer Wohnung heraus. Als dies auf der Pressekonferenz bekannt gegeben wurde, wurde das Konferenzgebäude kurzerhand von 3000 Polizisten umstellt.
Zweifellos hat die Konferenz unterstrichen, dass es in Ägypten wie in der gesamten arabischen Welt brodelt. Arbeitslosigkeit und Armut haben Höchststände erreicht und paaren sich mit der Wut über die offene Unterstützung Bushs für Israel. Große politische Veränderungen stehen bevor.

Sotiris Kontogiannis

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