SoZSozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Juni 2005, Seite 22

Eindrücke von der BUKO 28

Von innerer und äußerer Landnahme

Hatte der Kongress der Bundeskoordination Internationalismus, kurz BUKO, im letzten Jahr noch mit dem Titel »Ende der Bescheidenheit« einen Slogan reaktiviert, der bereitwillig in den verschiedenen Bewegungen aufgenommen wurde, so mutete das Motto »Von innerer und äußerer Landnahme«, unter dem der diesjährige Kongress in der Hamburger Universität stattfand, auf dem ersten Blick ein wenig sperrig an. Jedoch gehörte diese Metapher zu denen, »die eher neugierig machen als abstumpfen, die politische Räume öffnen wollen und nicht schließen, die eher mobilisieren als einengen,« wie Stefanie Graefe von der AK/Fantomas- Redaktion zur Eröffnung sagte. 600—700 Neugierige nahmen an den drei Foren zu den Themenblöcken Arbeit, Biopolitik und Kolonialismus teil, die das Bild von der Landnahme konkretisierten.
In den Arbeitsgruppen des ersten Forums ging es darum, »die aktuellen Veränderungen der bezahlten und unbezahlten Arbeit sowie die darauf aufbauenden Widerstandserfahrungen« zu diskutieren (Programm BUKO 28). Im zweiten Forum wurde das umfassende Themenfeld vor allem in zwei Teilaspekten erarbeitet. Gesundheitsalltag und Gesundheitspolitik war ein Schwerpunkt, grüne Gentechnik, Nanotechnologie und Biopiraterie ein anderer. Die Kriege des deutschen Kolonialismus vor genau 100 Jahren in Namibia und Tanzania waren der Ausgangspunkt, die »Aktualität eines vergessenen Kapitels« deutscher Geschichte im dritten Forum ins Gedächtnis zu rufen.
Neben den vielen Arbeitsgruppen, die von den Teilnehmenden in der Mehrzahl als sehr produktiv empfunden wurden, hat sich die Buchvorstellung als Veranstaltungsform auf diesem Kongress erfolgreich bewährt. Das Buch Unsere Opfer zählen nicht (Verlag Assoziation A) des Rheinischen JournalistInnenbüros, in dem die verschiedenen Facetten der Geschichte der Dritten Welt im Zweiten Weltkrieg erzählt wird, gehörte zu einem der Höhepunkte des Kongresses. In der Buchvorstellung Der Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika (C.Links- Verlag) von Felicitas Becker und Jigal Beez wurde an den Kolonialkrieg des Deutschen Reiches in den Jahren 1905/06 gegen die Aufständischen in Tanzania erinnert.
Angesichts der Streichung der Förderung durch den Evangelischen Entwicklungsdienst gab es einige Veränderungen. Fahrtkosten konnten in der Regel nicht erstattet werden, ebenso musste an den Honoraren gespart werden. Für das Fest in der roten Flora verzichteten die Künstlerinnen und Künstler auf die Gage und von einer durchtanzten Party, zu der die rote Flora so voll war wie lange nicht mehr, kamen der BUKO die Einnahmen zugute.
Die Lage der BUKO ist prekärer geworden. »Prekarität kann aber auch, wie man hier zuletzt in Hamburg beim Euromayday erleben konnte, dazu führen, dass etwas, eine Menge an Personen und Ereignissen in Bewegung gerät« (Stefanie Graefe). Die Stimmung auf dem Kongress gab dem Recht, nicht zuletzt in der Mitgliederversammlung der BUKO, die auf dem Kongress stattfand, wurde dies deutlich, durch die Ankündigung aus verschiedenen Arbeitsgruppen, zu ihren jeweiligen Themen in Richtung eines Arbeitsschwerpunkts in der BUKO weiter zu arbeiten.

Thomas Schroedter

Infos unter: www.buko.info

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