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Hatte der Kongress der Bundeskoordination Internationalismus, kurz BUKO, im
letzten Jahr noch mit dem Titel »Ende der Bescheidenheit« einen Slogan reaktiviert, der
bereitwillig in den verschiedenen Bewegungen aufgenommen wurde, so mutete das Motto »Von innerer und
äußerer Landnahme«, unter dem der diesjährige Kongress in der Hamburger
Universität stattfand, auf dem ersten Blick ein wenig sperrig an. Jedoch gehörte diese Metapher
zu denen, »die eher neugierig machen als abstumpfen, die politische Räume öffnen wollen und
nicht schließen, die eher mobilisieren als einengen,« wie Stefanie Graefe von der AK/Fantomas-
Redaktion zur Eröffnung sagte. 600700 Neugierige nahmen an den drei Foren zu den
Themenblöcken Arbeit, Biopolitik und Kolonialismus teil, die das Bild von der Landnahme
konkretisierten.
In den Arbeitsgruppen des ersten Forums ging
es darum, »die aktuellen Veränderungen der bezahlten und unbezahlten Arbeit sowie die darauf
aufbauenden Widerstandserfahrungen« zu diskutieren (Programm BUKO 28). Im zweiten Forum wurde das
umfassende Themenfeld vor allem in zwei Teilaspekten erarbeitet. Gesundheitsalltag und Gesundheitspolitik
war ein Schwerpunkt, grüne Gentechnik, Nanotechnologie und Biopiraterie ein anderer. Die Kriege des
deutschen Kolonialismus vor genau 100 Jahren in Namibia und Tanzania waren der Ausgangspunkt, die
»Aktualität eines vergessenen Kapitels« deutscher Geschichte im dritten Forum ins
Gedächtnis zu rufen.
Neben den vielen Arbeitsgruppen, die von den
Teilnehmenden in der Mehrzahl als sehr produktiv empfunden wurden, hat sich die Buchvorstellung als
Veranstaltungsform auf diesem Kongress erfolgreich bewährt. Das Buch Unsere Opfer zählen nicht
(Verlag Assoziation A) des Rheinischen JournalistInnenbüros, in dem die verschiedenen Facetten der
Geschichte der Dritten Welt im Zweiten Weltkrieg erzählt wird, gehörte zu einem der
Höhepunkte des Kongresses. In der Buchvorstellung Der Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika (C.Links-
Verlag) von Felicitas Becker und Jigal Beez wurde an den Kolonialkrieg des Deutschen Reiches in den Jahren
1905/06 gegen die Aufständischen in Tanzania erinnert.
Angesichts der Streichung der Förderung
durch den Evangelischen Entwicklungsdienst gab es einige Veränderungen. Fahrtkosten konnten in der
Regel nicht erstattet werden, ebenso musste an den Honoraren gespart werden. Für das Fest in der roten
Flora verzichteten die Künstlerinnen und Künstler auf die Gage und von einer durchtanzten Party,
zu der die rote Flora so voll war wie lange nicht mehr, kamen der BUKO die Einnahmen zugute.
Die Lage der BUKO ist prekärer geworden.
»Prekarität kann aber auch, wie man hier zuletzt in Hamburg beim Euromayday erleben konnte, dazu
führen, dass etwas, eine Menge an Personen und Ereignissen in Bewegung gerät« (Stefanie
Graefe). Die Stimmung auf dem Kongress gab dem Recht, nicht zuletzt in der Mitgliederversammlung der BUKO,
die auf dem Kongress stattfand, wurde dies deutlich, durch die Ankündigung aus verschiedenen
Arbeitsgruppen, zu ihren jeweiligen Themen in Richtung eines Arbeitsschwerpunkts in der BUKO weiter zu
arbeiten.
Thomas Schroedter
Infos unter: www.buko.info
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