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Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Juli 2005, Seite 4

Kolumne von Jakob Moneta

Oft Verschwiegene melden sich

Würde man in einer Umfrage erkunden wollen, ob die PDS im Bundestag vertreten sei, würde sicher mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten diese Frage verneinen. Eine der beiden Frauen — Petra Pau —, die zu den so oft verschwiegenen gehört, meldete sich zum Auftakt des Wahlkampfs am 28.Mai in Berlin zu Wort:
»Als Gesine [Lötsch] und ich im Herbst 2002 zu zweit in den Bundestag einzogen, da haben wir uns geschworen: Wir sind weder die Aschenputtel unter der Reichstagskuppel noch Relikte von der Roten Artenschutzliste. Wir haben jede zwei Berliner Wahlkreise direkt zu vertreten und obendrein zwei Millionen Wählerinnen und Wähler bundesweit … Wir haben die Möglichkeiten, die wir als einzeln Arbeitende hatten, bestmöglich genutzt, um PDS-Positionen deutlich zu machen. Jede von uns hat rund 150 Plenarreden gehalten, jede also mehr als Merkel, Westerwelle, Müntefering und Fischer zusammengenommen … In den sitzungsfreien Wochen waren wir ständig unterwegs. Natürlich im Wahlkreis, aber auch über Land … Wir waren auf Montagsdemos, auf Kirchen- und Gewerkschaftstagen, bei Initiativen…«
Es ist gut zu erfahren, dass im Bundestag zu sitzen nicht bedeuten muss, sich vom Leben der Menschen abzuschotten.
Haben wir aber in den Medien etwa ausdrücklich erfahren, dass Bisky erklärt hat: »Im Zusammengehen von PDS und WASG sehe ich eine Zukunftschance. Ich widerspreche damit ausdrücklich dem DGB-Vorsitzenden Michael Sommer, der die Meinung vertritt, ein solches Bündnis würde die Linke spalten«? Und: »Aktuell wie für die Zukunft gilt: Über ein mögliches Zusammengehen muss demokratisch entschieden werden«?
Oder dass Kersten Naumann, Sprecherin des Parteirats der PDS erklärte: »Und eines dürfenwir nicht vergessen. Jeder Schritt einer wie auch immer gearteten Zusammenarbeit mit der WASG geht nicht ohne die Meinung der Mitglieder beider Parteien«?
Und wo konnte man lesen, dass Paul Schäfer, Vorstandsmitglied und Landessprecher der PDS in Nordrhein-Westfalen, erklärte: »Natürlich sind wir alles andere als beglückt von unserem Ergebnis, die Null vor dem Komma schmerzt einfach … Dass sich 18% der Deutschen laut Umfrage vorstellen könnten, ein solches Bündnis mit Gysi und Lafontaine zu wählen, sollte man nicht überschätzen, aber es zu ignorieren, wäre ebenfalls fahrlässig … Wer jetzt alte Rechnungen aufmacht, sich in örtliche Details verheddert oder an liebgewordene Pfründe denkt, der wird der Lage nicht gerecht … Ein Scheitern der Verhandlungen würde tiefe wunden schlagen und viele Menschen auf längere Sicht demoralisiert zurücklassen«?
Gerade wir, die oft meinen, mehr zu wissen als andere, sollten nicht überhören, was andere zu sagen haben, auch wenn sie unsere Meinung nicht in allen Dingen mit uns teilen.

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