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Ein Alien in einem UFO kreuzt über dem Nachthimmel von Los Angeles auf
der Suche nach Action. Es spricht »Calo«, ein aus dem alten Spanisch der Outlaws und Rebellen
abgeleiteter Slang: »¿Caramba, cuates, donde está la fiesta?« (»He, Leute, wo steigt
die Party?«) Da unten rocken Legenden der Chicano-Musik Little Willie G (Thee Midniters), Lalo
Guerrero, David Hidalgo (Los Lobos) und Flaco Jimenez in einem als Chavez Ravine bekannten Viertel.
Der space vato überbringt eine Warnung:
»Eure Zeit ist vorbei. Die gabachos (anglos [Angloamerikaner]) werden hier ein großes Stadion
bauen. Kommt in meine fliegende Untertasse. Und lasst uns schnell wegfliegen, denn unsere community ist von
den anglos gestohlen worden.« Aber die »Jungs von La Loma und die Mädchen von Palo
Verde«, die coolen Katzen, Boxer und ruhigen Träumer weigern sich zu gehen. Schließlich
werden die letzten Familien von der Polizei aus ihren Häusern getragen.
Ry Cooders wunderbare neue Straßenoper,
eine radikale Liebeserklärung mit einer außerordentlichen Besetzung aus Aktivisten und Musikern
ist in einer Los-Angeles-Traumwelt angesiedelt, die Vergangenheit und Zukunft zugleich ist.
Das Album Chavez Ravine beinhaltet an erster
Stelle die Reminiszenz an die Kommunistenhatz der 50er Jahre und das Ende von Los Angeles aus der
Zeit des New Deal herrührenden öffentlichen Wohnungsprogrammen. Es erzählt die bittere
Geschichte, wie ein vibrierendes Chicanoviertel der Elysian Hills nördlich von Downtown plattgewalzt
wurde, um dem Dodger-Stadion (jetzt im Besitz von Rupert Murdoch) Platz zu machen.
Die Zerstörung dieses »Shangri-La
der Armen« herbeigeführt durch die Zusammenarbeit korrupter Politiker, notorischer
antikommunistischer Hetzer und der mächtigsten Konzerninteressen der Stadt wird zu einer
beeindruckenden Metapher für eine umfassendere Geschichte von Enteignung.
Cooder prangert die Entsorgung der Geschichte
der Arbeiterklasse von Los Angeles an, besonders die der Chicano-Eastside, wo Zehntausende durch Stadien,
Autobahnen und Gefängnisse entwurzelt wurden. Doch diese traurige Geschichte ist nur eine Seite dieses
außergewöhnlichen Albums, das auch in eine utopische Zukunft weist, in der ganz Los Angeles zu
einem egalitären Viertel wie Chavez Ravine geworden ist.
Und Cooder bietet, wie immer, die besten Leute
auf. Wo sonst kann man den etwa 90-jährigen Frank Wilkinson treffen, den 1953 gesäuberten linken
Leiter des Wohnungsamts von Los Angeles, wie er über den Gräbern seiner Inquisitoren lacht? Oder
den großen Lalo Guerrero der König des corrido , der hier mit seiner letzten
Aufnahme (er starb kurz vor Erscheinen des Albums) an Los Chucos Suaves der 40er Jahre erinnert?
Mike Davis
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