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Alarmstufe Rot rief die Regierung am 15.September aufgrund der bevorstehenden Eruption des Vulkans Ilamatepec im Westen
El Salvadors aus. Bereits vorher wurden täglich Beben und Schwefelausstöße registriert, und am 1.Oktober kam es zu ersten
Ausbrüchen, die die Gemeinden San Blas und Palo de Campana verschütteten und weite Gebiete mit Asche und Schwefelgasen überzogen.
El Salvador, durchzogen von einer Vulkankette, in den tropischen Gefilden Mittelamerikas
gelegen, ist seit dem 1.Oktober Schauplatz von zwei Naturphänomenen: die ersten Eruptionen seit 91 Jahren des Vulkans Ilamatepec bei Santa Ana und
die Ausläufer des Hurrikans Stan. Beide Naturphänomene sind nicht unüblich für die Region. Verheerend sind jedoch die Folgen, die
mit der zunehmenden Urbanisierung, Rodung von Wäldern und dem Bau von Autobahnen durch natürliche Wasserreservate
zusammenhängen.
Seit den ersten Regenfällen, die Stan in ganz Mittelamerika mit sich brachte, kam es zu
Überschwemmungen in den ärmsten Vierteln der Hauptstadt, vor allem im historischen Zentrum. Seit dem 4.Oktober ist das Verkehrsnetz des
gesamten Landes durch Erdrutsche und Überschwemmungen betroffen, und zahlreiche Familien verloren ihre Häuser. Es wurde ein Niederschlag
von durchschnittlich 329,5 Millimetern registriert. Die Auswirkungen von Überschwemmungen, Versorgungszusammenbrüchen, Toten und
Evakuierten übersteigt das Ausmaß von Hurrikan Mitch 1998, bei dem 35% des Landes betroffen waren. Heute sind es 70%.
Offizielle Zahlen sprechen von 700 schweren Erdrutschen, welche den Verkehr unterbrochen
haben und den Zugang zu zahlreichen Dörfern verwehren. Es wird ebenso von vielen Toten berichtet, die in ihren Häusern unter den Erdrutschen
begraben wurden. Letzte Meldungen sprechen von 73 Toten, 54000 Menschen sind in landesweit 370 Notunterkünften untergebracht, davon 7500
aufgrund der Aktivitäten des Vulkans und 46500 aufgrund der anhaltenden Regenfälle. Die Flüsse, die in weiten Teilen des Landes bereits
über die Ufer getreten sind, reißen Häuser und Bäume mit ihren Fluten.
Die derzeitigen Probleme bestehen vor allem im fehlenden Zugang zu zahlreichen
Dörfern durch Erdrutsche und Überflutungen und dem Verlust von Haus und Ernte der evakuierten Personen. Am 4.Oktober wurde offiziell der
Ausnahmezustand ausgerufen und die Regierung forderte internationale Hilfe an.
Während seit kurzem die Sonne die Gemüter wieder erhellt und die klamme
Kleidung trocknet, erwarten die Hilfsorganisationen bald erneute Regenfälle und bereiten sich auf weitere Evakuierungen vor. Das Erdreich ist in weiten
Teilen des Landes durch die Wassermassen gesättigt, sodass eine Rückkehr aus den Notunterkünften in vielen Fällen derzeit nicht
möglich ist. Die Notunterkünfte sind zum Teil bereits überfüllt und es mangelt an Versorgung. Das staatliche Katastrophennetzwerk
reagierte verspätet und mit mangelnder Vorbereitung auf die Situation. Es fehlt vor allem an Koordination und an Matratzen, Lebensmitteln,
Hygieneartikeln und Medizin.
Derweil sind zahlreiche Hilfsorganisationen landesweit aktiv und koordinieren ihre
Einsätze in Netzwerken und der permanenten Arbeitsgruppe zur Katastrophenprävention. In den von ihnen betreuten Notunterkünften werden
die Menschen dazu angehalten, in Komitees den Alltag in den Unterkünften mit Unterstützung der Organisationen selbst in die Hand zu nehmen. In
die Koordination werden lokale Behörden einbezogen. Die Gemeinde San Blas, die sich aufgrund ihrer Nähe zum Krater des Vulkans von Santa
Ana bereits am 15.September mit eigenen Mitteln evakuiert und Herberge in der katholischen Kirche von San Isidro in Sonsonate gefunden hat, verfügt
bereits über funktionierende eigene Strukturen für die Evakuierung, Komitees für Erste Hilfe, Gesundheit, Koordination, Kultur und
Unterhaltung sowie Geldbeschaffung.
Da über Satellitenstationen bereits Hurrikan Tammy in der Atlantikregion beobachtet
werden kann, rechnet man mit einem steigendem Wasserpegel, was die Evakuierung von weiteren Familien und zwei der bereits bestehenden
Notunterkünfte notwendig macht.
Anne Hild, San Salvador
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