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SoZ SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.24 vom 26.11.1998, Seite 2

kurz & Männernamen

Hugo soll im Jahre 2000 stillgelegt werden. Ewald auch - sie sind ein Verbund nicht mehr auf Gedeih, nur noch auf Verderb.

Wieso haben Zechen solche Namen? Hugo Honigmann war Repräsentant der vor 125 Jahren gegründeten bergrechtlichen Gewerkschaft, die in Gelsenkirchen-Buer Kohlenabbau betrieb. Ewald Hilger war der erste Grubenvorstand und Gründer der nach ihm benannten Zeche in Herten, ebenfalls rund 125 Jahre ist das her.
  Die Kumpel dieser Zwangsehe hatten keine Zeit, sich an einen gemeinsamen Namen zu gewöhnen - sie waren noch immer Ewalder und Hugoraner. Vorher schon eingemeindet wurde von Ewald die Zeche Schlägel und Eisen ebenfalls in Herten, von Hugo die Zeche Consolidation in Gelsenkirchen. Abgebaut wurde in der Emschermulde, eine Lagerstätte, in der jahrzehntelang Graf Bismarck fündig geworden war. Graf Bismarck wurde 1966 stillgelegt, die Eigner kassierten Millionen Stillegungsprämie.
  Stillgelegt - von der Einheitsgesellschaft zum Wohle des Restbergbaus - wurden auch schon solche Männer wie Minister Stein, Graf Hardenberg, Minister Achenbach, zuletzt wohnhaft in Dortmund. Den General Blumenthal aus Recklinghausen hat es bisher fast verschont. Er wurde zusammengelegt mit der Zeche Ewald Fortsetzung, deren Name vorher in Haard verwandelt wurde. Da verlor der Preuáe Blumenthal seinen General, und läuft jetzt unter Blumenthal/Haard mit einem Doppelnamen, wie nach neuem Recht verheiratet. Aber wie lange noch?
  Die Männerwirtschaft geht zu Ende. Fürst Leopold und die Nachbarin, die nur noch nach dem Stadtteil Westerholt heiát, bekommen keinen Doppelnamen mehr - der Fluá gibt seinen Segen zum Namen Lippe. Heinrich Robert geht es noch schlimmer. Er muá mit Haus Aden und Monopol, die seit Jahren in Monogamie zusammen sind und ihren Namen als Doppelnamen trugen, eine Bigamie eingehen. Verschämt wird das Ganze als Himmelsrichtung getarnt - sie wurden zum Bergwerk Ost verschmolzen.
  Richtige Hugoraner Männer wurden bundesweit bekannt bei den Bonner Demonstrationen im März 1997. Sie ketteten sich an die FDP-Zentrale. Sie blieben mit am längsten in der Bannmeile. Sie stellten jeden Tag eine Mahnwache im Stadtteil. Sie schickten eine Delegation nach Berlin zu den streikenden Bau-Kollegen. Sie protestierten energisch gegen den Kompromiá - voller böser Ahnungen.
  Beim Zusammenschluá Hugo und Ewald hieá es: bis 2005. Danach kam der Beschluá: vorziehen auf 2002. Nun wird erneut ein gebrochenes Versprechen zum gesprochenen Verbrechen (so Rau über Rexrodt einige Wochen vor März 1997): jetzt wird schon 2000 dichtgemacht. Die Rache der Oberen an den kleinen Hugo- Männern, die sich nicht fügen wollten? Oder die späte Rache von Helmut, der am 10.3.1997 einen entscheidenden Abschiedstritt bekam?
 


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