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Die Karawane für die Rechte der
Flüchtlinge und MigrantInnen wird zu den Protesten rund um den EU-Gipfel und
das Treffen der G8 im Mai und Juni 1999 kräftig mobilisieren. Die
Unterstützung der Euromärsche ist für uns wichtig, weil dies ein
zentraler Teil unseres Kampfes ist. Wir wollen Solidarität mit Erwerbsarbeits-
und Wohnungslosen und deren UnterstützerInnen aufbauen. Unsere Karawane,
die 1998 durch 44 deutsche Städte zog, hat besonders die entschlossene
Unterstützung von Organisationen der Obdachlosen in Deutschland
imponiert.
Wohnungslose bekommen neben Flüchtlingen die soziale Unterdrückung
in Deutschland am härtesten zu spüren. Die Polizei vertreibt sie aus den
für reiche Bürger reservierten Gebieten, sie werden stigmatisiert und
mißhandelt. Die Allgemeinheit der Gesellschaft übernimmt die
herrschende Definition, daß Arbeits- und insbesondere Obdachlose Menschen
minderen Wertes sind, da sie beim Wettbewerb der freien Marktwirtschaft nicht
mithalten können.
Aber wir Flüchtlinge, die wir die volle Brutalität der freien
Marktwirtschaft kennen, die wir aufgrund der politischen und wirtschaftlichen
Konsequenzen der vom Westen kontrollierten "freien Marktwirtschaft" aus
unseren Ländern fliehen mußten, haben eine andere Sichtweise auf die
Wohnungslosen in Deutschland. Für uns sind die, die nicht an dieser Wirtschaft
teilhaben, nicht minderwertig.
Menschen in Europa, die nicht mit Aktien in dieses System investieren und nicht mit
ihm kollaborieren, sind für uns wertvoller als diejenigen, die so etwas tun. Daher
fühlten wir eine tiefe Solidarität mit den Wohnungslosen, als sie sich
unserer Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
anschlossen. Durch die Unterstützung des Euromarsch-Projekts werden wir diese
Solidarität zurückgeben.
Die Proteste gegen das Treffen der G8 im Juni sind ebenso wichtig für uns.
Wenn wir beschuldigt werden, "Wirtschaftsflüchtlinge" zu sein,
erklären wir, daß die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands und anderer
reicher Länder die faschistoiden Regime und Diktaturen in unseren
Ländern am Leben erhalten und so "politische Flüchtlinge"
erzeugen! "Wir sind hier, weil ihr unsere Länder zerstört",
wird die Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen laut
und deutlich vor der Zusammenkunft der G8 im Juni zum Ausdruck bringen. Daher
werden wir auch mit der Karawane der 500 indischen FarmerInnen eng
zusammenarbeiten, die im Juni nach Köln kommt.
Ob in Asien, Afrika, Lateinamerika, im Mittleren Osten oder den Gebieten des
ehemaligen Sowjetblocks, überall erzeugt der Triumph und Vormarsch der
neoliberalen Wirtschaft politische und ökonomische Bedingungen, die mit der
Kolonialzeit zu vergleichen sind. Schon die britische Ostindien-Kompanie wütete
mit den gleichen Slogans vom freien Markt durch Indien - und verhalf dem
kapitalistischen System zur Geburt. Doch dieses Mal befindet sich eine
größere Zahl von Flüchtlingen und MigrantInnen im Herzen der
imperialistischen Bestie! Wir sehen uns selbst als untrennbar verbunden mit unseren
Schwestern und Brüdern, die wir zurücklassen mußten - wir werden
ihren Interessen als InternationalistInnen treu bleiben.
Die Euromärsche und die Aktivitäten gegen die G8 stellen für uns
eine Herausforderung dar. Wenn die Mobilisierung ein Erfolg wird, befinden wir uns
auf dem Weg, eine neue, starke internationalistische Bewegung aufzubauen. Wenn wir
uns mit den Wohnungs- und Erwerbslosen in Deutschland und Europa
verbünden, haben wir die perfekte Antwort auf die rassistische Welle in
Deutschland, die Flüchtlinge und MigrantInnen für soziale Übel
wie Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot verantwortlich macht. Welch bessere Antwort
können wir den Rassisten geben, als ihnen zu zeigen, daß die Wohnungs-
und Erwerbsarbeitslosen praktisch auf der Seite der Flüchtlinge und
MigrantInnen stehen!
Viraj Mendis
Der Autor ist Mitarbeiter des Bremer Menschenrechtsvereins und der Karawanegruppe
Bremen.