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SoZ SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.05 vom 04.03.1999, Seite 2

Bündnis für Arbeit

Komplize Henkel

von ADAM REULEAUX

Aschermittwoch war längst vorbei, als sich Hans-Olaf Henkel, Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie BDI, zum Bündnis für Arbeit zu Wort meldete, und seinen Anspruch auf unfreiwilligen Witz anmeldete. Am 25.Februar soll es in Bonn in die nächste Runde gehen, und alle Beteiligten zurren schon mal wieder Positionen fest. Nachdem das bisherige Ergebnis der Metalltarifrunde nicht gerade dazu angetan war, die Bündnis-Gespräche in einem neuen Licht erscheinen zu lassen, mußte Henkel aber doch nochmal drohen. Die bisherigen Pläne der Schröder-Regierung zu Steuern und Wirtschaft, Energie und Ökologie vernichteten Arbeitsplätze, meint der Industrie-Chef, und ist sich der Medien-Resonanz sicher. Zwar hat die Regierung noch kaum etwas in die Tat umgesetzt - das höhere Kindergeld und die Zurücknahme der Rentenkürzung und Lohnfortzahlung allein dürften seit dem 1.Januar kaum so schnell gewirkt haben. Zumal die Arbeitslosigkeit im Januar zwar sehr gestiegen, aber niedriger als 1997 und 1998 war.
  Das muß aber den Oberboß der Industrie-Interessen nicht anfechten. Er sagte: "Da wir uns nicht länger zum Komplizen für den Abbau von Arbeitsplätzen machen wollen, spricht vieles dafür, die Bündnisgespräche zu verlassen."
  Henkel will "nicht länger" der Komplize beim Abbau von Arbeitsplätzen sein - das könnte ein toller Versprecher und ein tolles Versprechen werden. Wir sehen geradezu BDI-Chef Henkel als bisherigen Komplizen die Fluchtautos der Personalchefs steuern, nachdem sie die Standorte durch Arbeitsplatzvernichtung gesichert haben. Wir sehen ihn als unter Druck gesetzten Verbandsfunktionär, der nur - vielleicht mit einer Pistole auf der Brust - zum Komplizen bei der Kahlschlagsanierung einiger Branchen im Osten gemacht werden konnte, und den nun das Gewissen rührt. Nicht, daß wir die Bündnisgespräche verteidigen wollen. Aber wenn Henkel aussteigen will, sollte man ihn lassen. Mehr Arbeitsplätze wird es bei seiner weiteren Teilnahme auch nicht geben.
 


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