Sozialistische Zeitung

SoZ SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.06 vom 18.03.1999, Seite 19

Element of Crime:

Psycho, Motor Music

Manche meinten, Element of Crime hätten sich Kurt Weil und Lou Reed am Telefon ausgedacht (Hans Nieswand). Eine Berliner Band auf einem Hamburger Label geht nach Produktionen in New York und London in die rheinische Provinz, um ihr zehntes Album zu produzieren. Bis auf "Jung und schön", in dem es auch um Berlin geht, scheint die rheinische Frohnatur scheinbar Einfluß auf die elf neuen Lieder genommen zu haben. Dabei zeigen sie, vor allem Texter, Trompeter, Sänger und Gitarrist Sven Regener, wie deutsche Poplyrik sich anhören sollte: Geschmeidig, aber nicht glatt - und immer etwas Hinterlistiges in freundlichem Tonfall erzählend. Gegründet wurde Element of Crime 1985 in Berlin, Basicly Sad hieß ihr erstes Album, das 1986 erschien. Der Name war Programm, englisch gesungene, psychedelisch angehauchte Lieder waren allerdings nicht die Musik, auf die die Massen gewartet hatten. Gerade einmal 800 Exemplare dieser CD wurden verkauft. Kein Wunder, daß der Schlagzeuger Uwe Bauer und Saxophonist Jürgen Fabritius die Band verließen.
  Richard Pappik trommelt nun zusammen mit Sven Regener, Jakob Friederichs (Gitarre), und Paul Lukas (Baß). Die zweite Platte Try to be Mensch wird erfolgreicher, immerhin 10.000mal verkauft sich das Album 1987. Die Tournee ist ebenfalls erfolgreich, sie wird allerdings überschattet von einem Angriff rechtsradikaler Skinheads auf Teile des Publikums in der Ostberliner Zionskirche. Auf ihrem vierten Album Ballad of Jimmy and Johnny singen die Berliner zum ersten Mal ein Lied auf deutsch. Scheinbar gefällt dies insbesondere den Verantwortlichen der Plattenfirma. "Mit sanftem Druck der Plattenfirma und aus eigenen Erwägungen" produziert die Band 1991 ein deutschsprachiges Album. Doch erst das zweite muttersprachliche Album Weißes Papier bringt den langverdienten Durchbruch. Zum ersten Mal gelingt es der Gruppe ein Album in den LP Charts zu landen. Innerhalb weniger Wochen verkauft sich die Platte knapp 60.000mal. Der Durchbruch ist geschafft. Wer im übrigen schnell zuschlägt, bekommt zu den elf Liedern noch ein Lied in englischer und eines in französischer Sprache als "Bonus tracks", die nur auf der ersten Pressung zu hören sein sollen mitgeliefert.
  DJ Tommy


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