Sozialistische Zeitung

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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.11 vom 27.05.1999, Seite 2

Gysi auf Abwegen

Böse Amis, gute Deutsche?

Von HANNES KLEBER

In der neuesten Ausgabe von wsw fragt Gregor Gysi nach den Motiven der US-Regierung für den Jugoslawien-Krieg. Er kommt, wenig verwunderlich, zu dem Schluß, daß sie in Machtpolitik und nicht im Schutz der Menschenrechte begründet liegen. Verwunderlicher ist da schon, daß er nicht auch nach den Motiven der Bundesregierung fragt. Oder dürfen wir vermuten, daß es der deutschen Volksseele widerspricht, seine eigenen Interessen hinter schönen Worten von Menschenrechten und Freiheit zu verbergen. Irgendwas in der Richtung muß es sein, denn die Abneigung vom deutschen Imperialismus zu sprechen, teilt der Fraktionsvorsitzende mit vielen PDSlern.
  Angesichts dessen, daß dieses Land alleine 10 Prozent des Welthandels auf sich vereinigt, Jahr für Jahr Rekordhandelsüberschüsse einfährt und damit einen exorbitanten Kapitalexport finanziert, ist das schon eine sehr seltsame Enthaltsamkeit. Sollte in der Abteilung Außenwirtschaft des BDI zufällig jemand Gysis populistische Klagen über den weichen Euro lesen, so wird er sich sicherlich köstlich amüsieren. Besonders wird ihm die Stelle gefallen, wo erklärt wird, daß die USA mit dem Krieg die europäische Konkurrenz klein hält. Das ist zwar auch Quatsch (man schaue sich nur das Forcieren der EU-Integration an, die der Krieg bewirkt), aber schließlich kann es nicht schaden, wenn selbst die Sozialisten sich Gedanken über den Standort Europa machen.


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