Sozialistische Zeitung |
Es war abzusehen: Die grünen Kriegsgegner am Wochenende in Dortmund konnten sich nicht dazu
durchringen, ihre Partei geschlossen zu verlassen. Selbst der Aufruf, den grünen Europa-Wahlkampf zu boykottieren und die
Grünen auch nicht zu wählen, bekam nur eine knappe Mehrheit. Einigen war eben das schon zuviel. Persönliche
Animositäten haben dem Vernehmen nach ein übriges dazu beigetragen, daß mancher nun den Rückzug antritt.
Verwundert kann man darüber nicht besonders sein. Allzuwenig war in den meisten Erklärungen und Apellen der grünen
Kriegsgegner über die Kriegsursachen und Hintergründe zu lesen, noch weniger über die speziellen deutschen Interessen. Die
Bundesregierung, so scheinen die meisten zu glauben, wolle das Richtige und wende nur die falschen Mittel an. Auch bei der grünen
Opposition haben nicht wenige Schwierigkeiten, die Verbrechen der NATO beim Namen zu nennen.
Eine tragbare Basis für einen Widerstand gegen die Kreigspolitik und vor allem gegen die Nachkriegspolitik, die auf eine Kolonisierung
des Balkans hinausläuft, gibt das natürlich nicht her. Eher ist davon auszugehen, daß sich der Zusammenhalt der in den
Grünen verbliebenen Opposition mit dem Ende der heißen Phase des Balkankriegs in Windeseile verflüchtigen wird. Es
gehört wenig Prophetie dazu, vorherzusagen, daß sie den Weg des einstigen Linken Forums um Trittin und Volmer gehen werden.
Ihr Tempo wird dabei sicherlich auch von der Zahle der zu verteilenden Fleischtöpfe abhängen.