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Es gibt große Kriegsgewinnler, kleine Kriegsgewinnler und geheime Kriegsgewinnler. Große Kriegsgewinnler - das sind die Rüstungsproduzenten. Diese haben bereits eine Tabelle aufgestellt, in der Kriege nach ihrer
"Wertigkeit" taxiert werden. So kostete der Vietnam-Krieg 720 Milliarden US-Dollar; das heißt: Er brachte der
Rüstungsindustrie soviel. Der Iran-Irak-Krieg "kostete" 150 Milliarden Dollar - für diese Summe konnten in den 80er
Jahren - während dieses Krieges - an die beiden Kontrahenten Waffen geliefert werden, wobei oft ein- und derselbe Konzern sich auf
beiden Seiten "engagierte" und z.B. an die eine Seite neue Panzer und an die andere panzerbrechende Waffensysteme lieferte. Der
Golfkrieg 1991 wird in dieser Tabelle auf 102 Milliarden US-Dollar taxiert.
Jetzt bereits läßt sich abschätzen, daß der neue Balkan-Krieg, wenn er in einen Bodenkrieg mündet, ein
ähnliches "Auftragsvolumen" wie der Golfkrieg 1991 mit sich bringt. Boeing und Lockheed in den USA, British Aerospace,
Matra in Frankreich und DaimlerChrysler und Krauss-Maffei (Mannesmann) wissen heute bereits, daß sie mit neuen Milliarden-
Aufträgen "dabei" sind.
Ein "kleiner" Kriegsgewinnler ist z.B. die Edeltextil-Marke "Benetton". Die schaltete weltweit eine Anzeige, auf der
eine riesige Blutlache abgebildet und darüber die Kontonummer des UN-Flüchtlingswerks "eingeblendet" ist. Unten
rechts dann groß: "United Colors of Benetton". Mieser läßt sich kaum "Farbe bekennen".
Schließlich gibts die geheimen Kriegsgewinnler. In Makedonien z.B. tobt eine wahre Schlacht der Mobilfunkanbieter um Kundinnen und
Kunden - in den Flüchtlingslagern. Zuerst kam ein taiwanesischer Hersteller auf die Idee, in den Lagern gratis Mobilfunktelefone zu
verteilen. Taiwans Botschafter in Makedonien, Cheng, wird nicht müde, diese Art "private Flüchtlingshilfe"
hervorzuheben und daran anzuknüpfen, daß Makedonien Taiwan anerkannte und damit die VR China erzürnte. Dann kam die
Deutsche Telekom auf dieselbe Idee und verteilte Mobilfunktelefone in den Flüchtlingslagern.
Die Proteste des Direktors der makedonischen Telecom, Boro Nestorowski, scheren da wenig. Dessen Argumente: 1. Flüchtlinge sind
alles andere als "mobil". 2. Das makedonische Mobilnetz ist für maximal 35.000 Anschlüsse ausgelegt; es gibt jedoch
bereits 50.000 Handynutzer im Land. 3. Die makedonische Telecom könnte sofort ein paar hundert Festnetzanschlüsse in den
Flüchtlingslagern installieren.
Doch das wäre ja dann eine Ausdehnung einer staatlichen Gesellschaft und nicht Ergebnis privater Marktwirtschaft. Wobei zu diesem
Zeitpunkt die Deutsche Telekom noch hoffte, Telecom Italia kassieren zu können - und damit das jugoslawische Telefonnetz. Denn
Telecom Italia gelang bereits vor Kriegsbeginn der Coup, Telekom Srbija, die ehemals staatliche jugoslawische Telefongesellschaft, unter ihre
Kontrolle zu bekommen. Das ist jetzt vorbei - Olivetti übernahm inzwischen Telecom Italia und wird nach dem Krieg vom Telefonnetz
Jugoslawiens profitieren.
Wenn da nicht noch Holbrooke im Wortsinne dazwischenfunkt. Und das geht so: Holbrooke war nicht nur Mr.Clintons und Mrs.Albrights
Geheimwaffe bei den "Verhandlungen" mit Milosevic, d.h. er führte diese Gespräche so, daß es freie Bahn
für den Krieg gab. Holbrooke ist auch Stellvertretender Vorstandschef der Investmentbank Credit Suisse Boston. Deren Job wiederum
war es, die kroatische Telecom zu privatisieren. Und Telecom Croatia wiederum strebt inzwischen danach, den ganzen Balkan zu vernetzen
bzw. mit Elektrosmog für Handys zu überziehen.
Übrigens: Holbrooke kassiert in seiner Funktion als Vizeboss der erwähnten Investmentbank laut dem New Yorker Blatt Village
Voice pro Jahr 1,153 Millionen US-Dollar. Darüber hinaus verbuchte er allein 1998 Einnahmen von 370.000 Dollar mit seinen
Vorträgen, vor allem zum Thema "US-Politik auf dem Balkan". Diese "Nebeneinkünfte" liegen um ein
Vielfaches über dem Salär, das die Clinton-Administration ihm für seinen Regierungsjob bezahlt. Ein überzeugender
neutraler "Friedensvermittler", der vor allem als Kriegsgewinnler verdient! Village Voice schreibt dazu sarkastisch: "Doch
Holbrooke behauptet, er übe diese Jobs nur als Privatmann aus."