Sozialistische Zeitung |
Die vielen kleien Nichtregierungsorganisationen (NGOs) im Umwelt und Dritteweltbereich haben ein
Problem: Oftmals verfügen sie nicht über einen finanzkräftigen Mitgliederstamm, der die Arbeit der Hauptamtlichen
unterstützen konnte. In den letzten 10-15 Jahren, vor allem seit sich die Grünen ein wenig etablierten und verschiedene
Geldhähne haben anzapfen, wenn nicht gar öffnen können, hat sich so in Deutschland eine Kultur kleiner hauptamtlicher
Apparate entwickelt, die sich meist auf Lobbyarbeit konzentrieren und sich aus diversen Stiftungen und staatlichen Quellen finanzieren. Auch in
vielen anderen Ländern haben sich solche Strukturen herausgebildet. In den ärmeren Ländern kommt das Geld meist von
diversen kirchlichen Gruppen aus Europa oder Nordamerika.
In jüngster Zeit nennen sich diese Gruppen sogar gerne "internationale Zivilgesellschaft", obwohl sie strenggenommen
niemanden außer sich selbst repräsentieren. Ihre Mitarbeiter rekrutieren sie zwar meist im akademischen Segment sozialer
Bewegungen, doch politische Verbindungen gibt es kaum. Das Verhältnis ist meist das zwischen Dienstleistern und Konsumenten. Viele
NGOs sind für die sozialen Bewegungen vor allem als Beschaffer von Informationen und Analysen wichtig.
Doch die Art der Finanzierung schafft Abhängigkeiten, die sich gelegentlich als Fallstrick erweisen können: Das zeigte sich auf
dem Alternativen Weltwirtschaftsgipfel in Köln, der u.a. von der Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung finanziert wurde. Als
Gefälligkeit dafür ließen die Veranstalter das Stiftungsvorstandsmitglied Ralf Fücks auf einem der Podien
mitdiskutieren. Ausgerechnet Fücks, der schon in KBW-Zeiten zum Vaterlandsverteidiger mutiert war und bei den Grünen seit
langen zu den Fürsprechern für deutsche Eingreiftruppen zählt.
Als es im Saal erwartungsgemäß zu Protesten kam führten die Veranstalter einen peinlichen und beschämenden
Eiertanz auf. Wenn sie wenigsten gesagt hätten, daß Fücks um des Geldes wegen auf dem Podium sitzt. Aber soviel Mut
brachten sie nicht auf, sondern versteckten sich lieber hinter den internationalen Gästen, die man ja auch anhören wolle. Darum war
es den Protestierenden freilich gar nicht gegangen. Die hatten lediglich die Entfernung Fücks vom Podium verlangt und nicht den Abbruch
der Veranstaltung. Der Eklat ließ jedenfalls viele Teilnehmer, vor allem aus den antirassistischen Gruppen, frustriert zurück, nicht
zuletzt auch wegen des Unverständnisses, das ihnen von der alternativen Zuhörerschaft entgegenschlug. Offensichtlich wurde,
daß der Krieg gegen Jugoslawien auch die NGO-Szene an einen Scheideweg geführt hat.