Sozialistische Zeitung |
McDonalds in Köln brauchte Ende Juni dringend Arbeitskräfte, um eine neue Filiale auf
der Amsterdamer Straße eröffnen zu können. Es gab ein Problem, die benötigten 60 Leute schnell genug zu finden. Kein
Wunder. Die Arbeitsbedingungen bei McDonalds sind vom Feinsten: Schichtarbeit, Plackerei in der heißen Küche oder
beim Spülen, Arbeitsstress, Antreiberei durch die Vorarbeiter - und trotzdem heißt es "immer recht freundlich" zu den
Kunden. Nach dem McDonalds-Rotationsmodell können die Beschäftigten außerdem beliebig zwischen den Filialen
hin- und hergeschickt, oder von einem Tag auf den anderen in eine andere Schicht versetzt werden. Und das alles für den
lächerlichen Stundenlohn von 11,10 Mark brutto.
Um für diese Arbeit genügend Leute zu finden, arbeitet McDonalds mit dem Arbeitsamt zusammen. Die McDonalds-
Chefs durften im Arbeitsamt und im Beisein des Arbeitsvermittlers Arbeitslose unter Druck setzen. McDonalds-Chefs wie Herr Cleve
schilderte den Arbeitslosen in leuchtenden Farben die Vorteile eines Jobs bei McDonalds. Wenn sie zögerten, drohte er offen mit
der möglichen Sperrzeit: "Sie wissen ja, was passiert, wenn sie auf dieses Angebot nicht eingehen..."
Das Flugblatt gab den Arbeitslosen Tipps, wie sie sich in solchen Situationen verhalten können:
"Das müssen wir uns nicht gefallen lassen ... Wenn wir uns nicht einfach in solche Jobs reinzwingen lassen, hilft das auch
denjenigen, die in Firmen wie McDonalds für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen
kämpfen…
Um eine Sperrzeit zu vermeiden, dürfen wir das Arbeitsangebot nicht ablehnen. Aber wir können uns beim
Einstellungsgespräch ganz harmlos nach den Bedingungen erkundigen: Ob es denn einen Betriebsrat gibt? (Die will McDonalds in
seinen Filialen unter allen Umständen verhindern.) Ob sie wissen, welche Gewerkschaft für diese Branche zuständig ist? Ob
es Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gibt? Wirklich, auch noch in der dritten Woche? (Das ist ohnehin gesetzlich vorgeschrieben, aber es
könnte die Chefs stutzig machen.) Die Frauen können sich erkundigen, wie lange denn der Mutterschaftsurlaub dauert.
Das sind ganz normale Fragen. Das Arbeitsamt kann dir keinen Strick daraus drehen, aber es kann gut sein, dass die Chefs dann doch lieber auf
deine Arbeitskraft verzichten.
Noch besser wäre es, wir würden uns in solchen Fällen mit mehreren Leuten zusammen bei den Chefs vom Arbeitsamt
beschweren und solche Fälle öffentlich machen.
Wenn kein Weg daran vorbeiführt, einen Arbeitsvertrag zu unterschreiben, müssen wir nicht resignieren. Sie haben zusammen mit
dir viele Leute eingestellt, die den Job nur unter Androhung einer Sperrzeit angenommen haben und die neu in demLaden sind. Das
eröffnet unsMöglichkeiten, dort zusammen für bessere Bedingungen zu kämpfen. Wenn sie z.B. eine neue Filiale
aufmachen wollen und ein paar Tage vorher zehn oder zwanzig Leute zusammen eine Lohnerhöhung verlangen, kommen sie ganz
schön unter Druck.
Wehren wir uns gemeinsam gegen Billiglohnarbeit und Arbeitszwang!"
Kontakt: Sklaven in Aufruhr, c/o SSK Köln-Ehrenfeld, Liebigstr.25, 50823 Köln, Fon (0221) 556189.