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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.20 vom 30.09.1999, Seite 5

Billige Arbeitssklaven

Arbeitsamt Köln mustert an für McDonald‘s

Nachstehend verarbeiten wir ein Flugblatt, das die Gruppe "Sklaven in Aufruhr" in Köln im Juni 1999 vor dem Arbeitsamt Köln verteilt hat. Beim Verteilen berichteten einige Arbeitslose, sie hätten vom Arbeitsamt Sperrzeiten erhalten, weil sie einen Job bei McDonald‘s abgelehnt hatten.

McDonald‘s in Köln brauchte Ende Juni dringend Arbeitskräfte, um eine neue Filiale auf der Amsterdamer Straße eröffnen zu können. Es gab ein Problem, die benötigten 60 Leute schnell genug zu finden. Kein Wunder. Die Arbeitsbedingungen bei McDonald‘s sind vom Feinsten: Schichtarbeit, Plackerei in der heißen Küche oder beim Spülen, Arbeitsstress, Antreiberei durch die Vorarbeiter - und trotzdem heißt es "immer recht freundlich" zu den Kunden. Nach dem McDonald‘s-Rotationsmodell können die Beschäftigten außerdem beliebig zwischen den Filialen hin- und hergeschickt, oder von einem Tag auf den anderen in eine andere Schicht versetzt werden. Und das alles für den lächerlichen Stundenlohn von 11,10 Mark brutto.
Um für diese Arbeit genügend Leute zu finden, arbeitet McDonald‘s mit dem Arbeitsamt zusammen. Die McDonald‘s- Chefs durften im Arbeitsamt und im Beisein des Arbeitsvermittlers Arbeitslose unter Druck setzen. McDonald‘s-Chefs wie Herr Cleve schilderte den Arbeitslosen in leuchtenden Farben die Vorteile eines Jobs bei McDonald‘s. Wenn sie zögerten, drohte er offen mit der möglichen Sperrzeit: "Sie wissen ja, was passiert, wenn sie auf dieses Angebot nicht eingehen..."
Das Flugblatt gab den Arbeitslosen Tipps, wie sie sich in solchen Situationen verhalten können:
"Das müssen wir uns nicht gefallen lassen ... Wenn wir uns nicht einfach in solche Jobs reinzwingen lassen, hilft das auch denjenigen, die in Firmen wie McDonald‘s für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen kämpfen…
Um eine Sperrzeit zu vermeiden, dürfen wir das Arbeitsangebot nicht ablehnen. Aber wir können uns beim Einstellungsgespräch ganz harmlos nach den Bedingungen erkundigen: Ob es denn einen Betriebsrat gibt? (Die will McDonald‘s in seinen Filialen unter allen Umständen verhindern.) Ob sie wissen, welche Gewerkschaft für diese Branche zuständig ist? Ob es Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gibt? Wirklich, auch noch in der dritten Woche? (Das ist ohnehin gesetzlich vorgeschrieben, aber es könnte die Chefs stutzig machen.) Die Frauen können sich erkundigen, wie lange denn der Mutterschaftsurlaub dauert.
Das sind ganz normale Fragen. Das Arbeitsamt kann dir keinen Strick daraus drehen, aber es kann gut sein, dass die Chefs dann doch lieber auf deine Arbeitskraft verzichten.
Noch besser wäre es, wir würden uns in solchen Fällen mit mehreren Leuten zusammen bei den Chefs vom Arbeitsamt beschweren und solche Fälle öffentlich machen.
Wenn kein Weg daran vorbeiführt, einen Arbeitsvertrag zu unterschreiben, müssen wir nicht resignieren. Sie haben zusammen mit dir viele Leute eingestellt, die den Job nur unter Androhung einer Sperrzeit angenommen haben und die neu in demLaden sind. Das eröffnet unsMöglichkeiten, dort zusammen für bessere Bedingungen zu kämpfen. Wenn sie z.B. eine neue Filiale aufmachen wollen und ein paar Tage vorher zehn oder zwanzig Leute zusammen eine Lohnerhöhung verlangen, kommen sie ganz schön unter Druck.
Wehren wir uns gemeinsam gegen Billiglohnarbeit und Arbeitszwang!"
Kontakt: Sklaven in Aufruhr, c/o SSK Köln-Ehrenfeld, Liebigstr.25, 50823 Köln, Fon (0221) 556189.


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