Sozialistische Zeitung |
Unter der Abkürzung IANSA (International NGO Action on Small Arms) hat sich ein internationales
Aktionsnetzwerk zu Kleinwaffen gebildet. Viele der an der internationalen Landminenkampagne beteiligten Initiativen haben nach der
Ratifizierung des Vertrages zur Ächtung von Antipersonenminen ihr Sichtfeld "erweitert": Landminen gehören zu den
Kleinwaffen, die heute an allen Kriegsschauplätzen der Erde zunehmend im Einsatz sind und deren Verbreitung bisher noch zu wenig
Beachtung geschenkt wurde.
Kleinwaffen im engeren Sinn sind Revolver, Gewehre, Maschinenpistolen
und leichte Maschinengewehre. Zu den Kleinwaffen zählt man aber auch schwere Maschinenpistolen, Handgranaten, Granatwerfer,
tragbare Luftabwehrraketen, Munition, Landminen und sonstige Explosivkörper - also das, was von einer oder von zwei Personen
getragen werden kann und was leicht handhabbar ist.
Über 90% aller Kriege werden heute vor allem mit solchen Waffen
ausgetragen. Neben den "robusten", einfach zu bedienenden "Altwaffen", die z.B. von der BRD in großer Zahl aus
dem Nachlass der DDR in viele Länder der Erde verkauft und verschenkt wurden, spielt die technische Entwicklung eine große
Rolle, vor allem die Miniaturisierung komplexer Waffensysteme und der Einbau von Hochtechnologie.
Die starke Verbreitung von Kleinwaffen hat auch damit zu tun, dass in
heutigen Kriegen immer mehr Kinder eingesetzt werden. Eine leichte Schnellfeuerwaffe macht schon Achtjährige zu Kämpfern.
Es gibt immer mehr innerstaatliche Kriege, bei denen die Unterscheidung
zwischen Soldaten und Zivilisten aufgeweicht wird. Aus der Sicht der kriegführenden Parteien hat der Einsatz von Kindern eine Reihe
von Vorteilen. Sie sind, so UNICEF-Mitarbeiter Ray Torres, "schlicht billiger als echte Soldaten, essen weniger und haben wenig
Ansprüche". Außerdem sind Kinder leichter zu manipulieren, die Armee oder Guerilla wird vielfach zu einer Art
"Ersatzfamilie", was die Resozialisierung ehemaliger Kindersoldaten nach dem Ende des Konflikts zu einem ganz großen
Problem macht.
Nach Angaben von Olara Otunnu, dem von UN-Generalsekretär Kofi
Annan ernannten Sonderbeaufragten für Kinder in bewaffneten Konflikten, gibt es derzeit weltweit etwa 300.000 Kindersoldaten. Die
Kinder werden auf unterschiedliche Weise rekrutiert: Oft werden sie willkürlich auf der Straße aufgegriffen und mitgenommen.
Dabei werden keine Unterschiede nach Geschlecht gemacht. Verschiedenen Studien zufolge sollen in El Salvador, Äthiopien und Uganda
fast ein Drittel der kämpfenden Soldaten Mädchen (gewesen) sein.
Bis in jüngste Zeit galten Kleinwaffen als Bagatelle. Entsprechend
wenig wurde über Produktion, Bestände und den internationalen Handel mit ihnen berichtet. Das Stockholmer
Friedensforschungsinstitut SIPRI bspw. beschäftigt sich bis heute kaum mit Kleinwaffen und ihrer Rolle beim Kriegsgeschehen.
Für die BRD jedoch spielen sie in zweifacher Hinsicht eine
bedeutende Rolle: Der deutschen Industrie ist es in der Vergangenheit gelungen, mit großzügigen Lizenzvergaben vor der
Konkurrenz aus Belgien, Frankreich, Großbritannien und den USA weltweit in Märkte einzudringen. Die ehemals bundeseigene
Fritz-Werner AG verkaufte ganze Waffenschmieden in verschiedene Länder, Heckler&Koch-Gewehre werden an mindestens einem
Dutzend verschiedener Standorte produziert. Sie gehören heute in mehr als 50 Ländern zur Standardausrüstung von
Streitkräften.
Deutsche Rüstungsfirmen haben bei der Munitionsherstellung
weltweit die Nase vorn. Herstellung und Export von Munition sind deshalb für deutsche Antikriegsinitiativen ein relevantes Thema.
Thomas W. Klein
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