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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Dezember 2003, Seite 2

ak contra SoZ?

SoZ 11/03 - Antwort von ak

Christoph Jünke fühlt sich durch zwei Artikel unseres Redaktionsgenossen Js. zu Unrecht kritisiert. Mehr noch: Er sieht sich nicht nur als Opfer einer »politischen Denunziation«, sondern meint dahinter auch eine »Logik« zu erkennen: eine ideologische Annäherung von ak an »Bahamas, Konkret, Jungle World oder iz3w«, durch die der Streit um zwei ak-Artikel zu einem »Fall ak« werde.
Hierzu ist zunächst anzumerken, dass ak-Artikel - wie SoZ-Artikel auch - die Meinung ihrer AutorInnen wiedergeben. Unabhängig von dieser grundsätzlichen Einschränkung können wir in den zur Debatte stehenden Artikeln von Js. nichts erkennen, das den Tatbestand politischer »Denunziation« erfüllen würde. Völlig haltlos ist Jünkes Behauptung, er wäre schon in ak 465 des »aggressiven Antisemitismus« und der »Verharmlosung des Holocaust« bezichtigt worden. Dass mit so schwerwiegenden Beschuldigungen besonders verantwortungsvoll umgegangen werden muss, gehört zum Konsens in der ak- Redaktion.
Jünke dagegen hält es für angebracht, einen ak-Redakteur (oder gleich die ganze Redaktion?) mit dem stalinistischen Mörder Wyschinski in einen Sack zu stecken — nur weil Js. Jünkes unkritisches Interview mit dem Publizisten Ludwig Watzal kritisiert hatte. Die in ak 476 zitierten Auffassungen Watzals zum Zionismus (»eine Form des Rassismus«) und zum Einsatz einer europäisch-US-amerikanischen »Friedenstruppe« gegen israelische SiedlerInnen lehnen wir ab; dass Jünke diese Auffassungen weitgehend teilt, die Idee der »Friedenstruppe« lediglich für »unrealistisch« hält, hat er in einer Erwiderung für ak 478 erklärt. Hierum geht der Streit.
An einem Punkt fällt es auch uns schwer, sachlich zu bleiben. Wir versuchen es trotzdem: Jünkes Versuch, eine gemeinsame Front von ak mit »Bahamas, Konkret, Jungle World oder iz3w« zu konstruieren, können wir nicht ernst nehmen. Die in diesen Zeitschriften betriebene Kriegspropaganda haben wir in den vergangenen Monaten immer wieder scharf kritisiert. Auch das liebste Argument des »linken« Bellizismus, die Bedrohung Israels durch den »islamischen Faschismus«, haben wir mehr als einmal zurückgewiesen. Die Wut über die »linken« BellizistInnen macht uns aber auch nicht blind gegenüber Differenzen in der AutorInnenschaft von Konkret oder Jungle World. Wenn Christoph Jünke Thomas Ebermann dem Lager der »antideutschen Kriegsfreunde« zuschlägt, dann ist das in der Tat »denunziatorisch«. Tommy Schroedter hat das dankenswerterweise in seinem Leserbrief an die SoZ (11/2003) richtig gestellt; ak-LeserInnen konnten sich schon im März (ak 471) davon überzeugen, dass Ebermann den damals unmittelbar bevorstehenden Krieg gegen den Irak ablehnt.
Vergleichsweise harmlos, aber doch bezeichnend erscheint uns, dass Jünke, der sich selbst zum Opfer einer »Denunziation« stilisiert, seinerseits keine Skrupel hat, hinter dem Kürzel eines ak-Redakteurs dessen vollen Namen zu enthüllen. (Bei ak entscheiden die AutorInnen darüber, ob sie ihre Artikel mit vollem Namen, Kürzel oder Pseudonym unterschreiben.) Nur noch albern ist Jünkes Unterstellung, die ak-Redaktion würde eine Auseinandersetzung verweigern. Unsere Entscheidung, seine Erwiderung in ak 478 zu dokumentieren, haben wir ihm wunschgemäß am 22.Oktober mitgeteilt. Für sich genommen, ist diese letzte Unterstellung Jünkes eine Lappalie. Sie vervollständigt aber sein zunehmend realitätsfernes Selbstbild des von aller Welt verfolgten Opfers.
Lieber Christoph: Mach mal halblang!

Mit solidarischen Grüßen

Redaktion ak — analyse + kritik



Erwiderung

Weder habe ich, wie es die ak-Redaktion behauptet, von einer »ideologischen Annäherung« gesprochen noch von einer »gemeinsamen Front« von ak und dem einschlägigen »antideutsch-zynischen« Milieu, noch überhaupt davon, dass es hier um einen Fall ak gehe. Letzteres habe ich bewusst in zweimalige Frageform gesetzt und damit in Verbindung gebracht, dass meine entsprechende, pünktlich zum ak-Redaktionsschluss dort eingegangene Erwiderung ohne Erklärung »bisher« (d.h. bis zum Redaktionsschluss der letzten SoZ) nicht veröffentlicht wurde. Ich habe also nicht behauptet, die Redaktion würde eine Auseinandersetzung »verweigern« und es hätte deswegen ausgereicht, meine Frage einfach zu verneinen. Stattdessen solidarisiert sich nun erstmals die Gesamtredaktion mit ihrem von mir angegriffenen Redakteur und offenbart nicht nur dieselbe Problemblindheit, sondern auch dieselbe krude Angriffslust.
Auf meinen Versuch, in der gebotenen Sachlichkeit dessen Denunziationen (u.a. hätte ich mich als blind erwiesen gegenüber antiisraelischen Gewaltfantasien und aggressivem Antisemitismus, würde beides also tolerieren, wenn nicht gar unterstützen und mich schließlich auch noch den Holocaust-Verharmlosern zugesellen) reagieren sie gereizt: »Völlig haltlos«! Nur gut, dass jeder, der möchte, es nachlesen kann.
Auf meinen mehrfach geäußerten, zentralen Vorwurf, der ak-Redakteur »Js.« bediene sich derselben auf Suggestionen, Unterstellungen und wahrheitswidrigen Behauptungen aufbauenden Argumentationstechniken wie wir sie aus dem »postmodern-antideutschen« Milieu zur Genüge kennen, gehen sie erst gar nicht ein, ignorieren gekonnt alle Argumente meinerseits und verdrehen das Gemeinte sogar in die groteske Behauptung, ich würde »Js.« »(oder gleich die ganze Redaktion?) mit dem stalinistischen Mörder Wyschinski in einen Sack … stecken«.
Schließlich attestieren sie mir auch noch ein »zunehmend realitätsfernes Selbstbild des von aller Welt verfolgten Opfers«. Würde man sie darauf hinweisen wollen, dass genau diese »Selbststilisierung als Opfer« als zentrales Theorem zeitgenössischer Antisemiten gilt, und sie mich damit also aufs schändlichste suggestiv verunglimpfen — sie würden wahrscheinlich auch dann noch behaupten, sie könnten »nichts erkennen, das den Tatbestand politischer ›Denunziation‹ erfüllen würde« und erneut einen »besonders verantwortungsvollen« Umgang »mit so schwerwiegenden Beschuldigungen« für sich reklamieren.
Ganz im Gegenteil zum Vorwurf der Selbststilisierung ging und geht es in den beiden Artikeln von »Js.« ebenso wie in meinen Erwiderungen ganz zentral gerade um dessen Behauptung, meine vermeintlichen Verfehlungen seien typisch für die SoZ-Tradition als ganze. Wäre dies nicht der Fall, hätte es wohl auch weder einen Grund zu der Annahme gegeben, hier gehe es um einen Angriff auf die SoZ, noch die Notwendigkeit, in der SoZ darauf einzugehen. Den Fall »Js.« deswegen zu einem Fall des sich vermeintlich selbst zum Opfer stilisierenden Jünke (der »mal halblang machen« solle) zu verklären, ist vor diesem Hintergrund so selbstvergessen wie unverschämt.
In der politischen Psychologie innerlinker Feinderklärung ist Sachlichkeit bekanntlich verlorene Liebesmüh. Ich hab‘s wenigstens versucht.

Christoph Jünke

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